Aus dem Achimer Kreisblatt vom 04. Oktober 2011:

Zwölf wagten "andere Sicht"
Geschichtswerkstatt feierte 25. Geburtstag ohne jedes Anzeichen von Müdigkeit

BADEN. Genau an dem Ort, wo am 1. Oktober 1986 ein Dutzend Interessierter mit etwas anderer Sicht auf die örtliche Vergangenheit den "Verein für Regionalgeschichte Achim" aus der Taufe hob,
feierte dieser als "Geschichtswerkstatt Achim" am Sonnabend 25-jähriges Bestehen.
Anzeichen von Müdigkeit und nachlassender Aktivität waren dabei nicht zu erkennen im Gasthaus "Weserterrassen" - dem einstigen "Gasthaus zum Badener Berg".
Eine für kritische Geschichtsforscher eher ungewöhnliche Erklärung hatte Mitbegründer Gerhold für das gesunde Fortbestehen des 95-Mitglieder-Vereins: "Es hängt eben viel ab von den jeweiligen Personen".
Während es die Verdener Geschichtswerkstatt schon länger nicht mehr gibt, hat die in Achim bisher 16 Geschichtshefte zu regionalen Themenbereichen herausgegeben, und das 17. ist gerade in Arbeit. Den historischen Bildkalender gibt es regelmäßig. Grußkarten mit alten Motiven aus dem Ort zum Jahreswechsel. Eine umfangreiche Chronik "des größten Achimer Ortsteils", wie der Badener Karlheinz Gerhold betonte, steht kurz vor der Vollendung. Baden feiert 2013 1000-jähriges Bestehen.
Außerdem zählen regelmäßige Exkursionen und Ausflüge mit historischem Bezug - auch nach Celle oder Hannover - und nicht zuletzt die Vortragsreihen mit neuen Erkenntnissen lokaler Geschichtsforschung zum Programm des Vereins. Dieses Forschen, das Miteinander und auch das Weitervermitteln der Erkenntnisse mache allen auch einfach viel Spaß, betonte Gerhold.

Die Jubiläumsfeier

Zahlreiche "Mitkämpfer" und andere geladene Gäste einschließlich Landrat, Bürgermeister, Kreisarchivar Rolf Allerheiligen sowie später den einstigen Bundesbauminister und gebürtigen Achimer Karl Ravens begrüßte "Geschichtswerkstatt"-Vorsitzender Karlheinz Gerhold (am Rednerpult) zur Jubiläumsfeier im Gasthaus "Weserterrassen". Foto: Laue

"Grabe dort, wo du stehst", lautet das Motto der Achimer Geschichtswerkstatt. Anders als bei der damals gängigen Heimatbetrachtung wird aber dabei der Nationalsozialismus nicht als unglücklicher "Betriebsunfall" schnell übersprungen, sondern auch seine Auswirkungen und Verflechtungen auf örtlicher Ebene wurden genau untersucht. Neben "Achim im Dritten Reich" waren zudem die hiesige Gewerkschaftsbewegung, Juden und Judenverfolgung in Achim sowie jüngst "Personen mit Migrationshintergrund" und deren Lebensläufe wichtige Geschichtswerkstatt- Themen.
Geschichte als Prozess, aber auch als einen von Bürgern einer Demokratie beeinflussbaren und veränderbaren zu vermitteln, sei stets ein wichtiges Ziel gewesen, so Gerhold am Sonnabend in seiner Jubiläumsansprache.
Wichtige "aufklärerische und aufarbeitende" Verdienste bescheinigte Landrat Peter Bohlmann der Geschichtswerkstatt. "Wer vergisst. der verdrängt", mahnte er und hob besonders hervor, dass der Verein auch das aktuelle wichtige Thema "Migration" nicht gescheut habe.
Bürgermeister Uwe Kellner würdigte ebenfalls die Anstrengungen, Geschichte "begreifbar" zu machen und alles auch durch Zeitzeugen-Interviews zu untermauern. Manche bildliche Erinnerungen etwa an das alte Schrankenwärterhaus in Achim oder das Hotel "Drei Kronen" wären zudem ohne Elan und Enthusiasmus der lokalen Geschichtsforscher für immer verschollen gewesen.

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