Aus dem Achimer Kreisblatt vom 24. Dezember 2010:

"Wir arbeiteten fast wie ein Tier"
Kriegsgefangene kultivierten das Moor

BADENERMOOR (mb) . "Im Anfang Februar, es war nicht leicht, verließen wir traurig die Stadt Braunschweig. Von Soltau holten wir Gefangene her, nun wurde für uns das Leben auch schwer. Jetzt ging's hinein ins Badenermoor, Gott mag einen jeden bewahren davor", schreibt "auf einsamem Posten" 1915 der Reservist Koch. Er hatte belgische, britische und französische Kriegsgefangene zu beaufsichtigen, die in schwerster körperlicher Arbeit im Badener, Etelser und Uesener Moor Entwässerungsgräben und Wege anlegten und ab 1914 die Siedlung Badenermoor, heute Ortsteil von Achim, entstehen ließen. Treibende Kraft für die auch vom Kreistag beschlossene Kolonisation war auf deutscher Seite Landrat Roedenbeck, nach dem noch heute die Hauptstraße des Ortes benannt ist. Als die deutschen Arbeitskräfte zum Weltkriegseinsatz gerufen wurden, hatte man sie im heimischen Moor durch Kriegsgefangene ersetzt. Das größte deutsche Gefangenenlager Soltau hatte hier im Moor seine Außenstelle.
Der Reservist Koch berichtet in Gedichtform: "Grundloses Land und Wege empfingen uns hier; wir haben gearbeitet fast wie ein Tier. Schon ist ein halbes Jahr verflossen, es ist auch mancher Schweiß vergossen. Wer hierher lenkt jetzt seinen Lauf, der macht jetzt Mund und Augen auf. Soviel haben wir jetzt schon geschafft; die Kartoffeln wachsen, es ist eine Pracht.

Kriegsgefangene im Badener Moor

Kriegsgefangene heben im Badener Moor Gräben aus.

Die Gefangenen brauchen sich nicht tot zu arbeiten, doch muss der Wachmann sie stets begleiten. Wir bewachen Franzosen, Belgier und Briten, sie alle sehnen sich nach baldigem Frieden!"
Die Gefangenen hätten es ganz gut, meint der deutsche Wachmann, bekämen sie doch Pakete aus der Heimat und aufmunternde Musik von einer 18-köpfigen Kapelle, die auch belgische Lieder spiele. Reservist Koch schildert die Schwierigkeiten beim Bau der späteren Roedenbeckstraße, als ein mit Eichen bewachsener Berg abgetragen werden musste, und erwähnt ein Haus an der Straße. Die hier lebende Familie hatte im Weltkrieg drei Söhne verloren.
Der Reservist hat sein Gedicht für die Nachwelt verfasst, bevor er an die Kriegsfront gezogen ist.
"Als ich kam vor langer Zeit hier in diese Einsamkeit, was fand ich hier? Torf und Heide! Was seh ich jetzt, wo ich nun scheide? Bepflanztes Land, wo Kartoffeln drauf sind und Straßen, wie man sie nirgends besser find'."
Er hofft, dass man sich später an dieses Kriegsgefangenenlager und die Gründer dieser Siedlung erinnern wird.
Das geschieht, bald bei den Festivitäten zum 100-jährigen Bestehen der Ortschaft Badenermoor, die zu Baden gehört und seit 1972 zur neugebildeten Stadt Achim.

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