Aus dem Achimer Kreisblatt vom 19. März 2008:

Die Weser lehrte sie Pünktlichkeit
Geschichtswerkstatt zeigt Fotos von Dora Meyer / Erinnerungen wurden in der Badener Sparkasse ausgetauscht

BADEN (Iil) . Zwei Geschwister im Ruderboot, ein stolzes kleines Mädchen mit Schultüte, der Bau der Ueser Brücke - und immer wieder: die Weser. Diese Motive prägen die Fotoausstellung der Achimer Geschichtswerkstatt zum Thema "Leben an der Weser - Baden, die Weser und der Streek in alten Ansichten", die jetzt in der Sparkasse Baden eröffnet wurde.
Die zahlreichen ausgestellten Fotos stammen aus der privaten Sammlung von Dora Meyer, die im Fährhaus aufwuchs.
Mit einer herzlichen Begrüßung eröffnete der erste Vorsitzende der Geschichtswerkstatt Achim, Karlheinz Gerhold, die Ausstellung. Danach gab er das Wort an Bürgermeister Uwe Kellner, der es schön fand, dass "man mal an alte Zeiten zurückerinnert wird".
Eine lebhafte Rede hielt der Ortsausschussvorsitzende Reiner Aucamp, der 1944 "nur 300 Meter vom Ort dieses Geschehens" geboren wurde und der für die Umsetzung dieser Zeitreise mitverantwortlich ist. Mit einem Schmunzeln erinnerte er sich an die zugefrorene Weser in seiner Jugend, als bei Meyers "dann alle einen oder mehrere Grogs tranken und anschließend aus dem Kino Gloria in Baden verwiesen wurden".

Eröffnung der Ausstellung

Dora Meyer (ganz links) hatte die Fotografien zur Verfügung gestellt. Viele Besucher suchten im Laufe der Eröffnung gestern das Gespräch mit ihr und schwelgten in Erinnerungen. Foto: Raczkowski

Am 3. Februar begann der 1859 in Ahsen Streek geborene Diedrich Meyer, Großvater von Dora Meyer, für jedes Jahr eine Chronik in einem einfachen Schulheft anzulegen. Originalauszüge daraus sind ebenfalls in der Badener Sparkasse zu sehen. Später übernahm Dora Meyers Vater das Verfassen der Chronik.
Schon 1900 kamen die ersten Ausflügler zum Streek, um dort das schöne Wetter zu genießen. Aber auch von Eis auf der Weser wird jedes Jahr berichtet. "Alle beschweren sich immer über das Wetter, dabei hatten wir 1947 bis zum 17. März Eisstand", erzählt Dora Meyer, die am 13. November 1926 als Tochter von Hermann und Gesine Meyer, geborene Dittmer, zur Welt kam.
Zu bestaunen gibt es Aufnahmen aus dem Familienalbum, darunter das Hirtenhaus, oder auch Fährhaus, im Wandel der Zeit, die Landschaft rund um die Weser und natürlich auch viele ganz private Schnappschüsse, wie zum Beispiel von Doras Einschulung 1933 oder von Ausflügen im Boot mit Bruder Hermann.
"Die letzte Fähre fuhr immer so zwischen halb fünf und fünf, da musste man zusehen, wenn man nach Haus wollte" erklärte die Zeitzeugin und ergänzte, dass ihre Pünktlichkeit dadurch schon von Kindesbeinen an geprägt wurde. Die Unterschriften zu den Fotos, von denen die 82-jährige Badenerin viele mit ihrem "Knippskasten" selbst geschossen hat, erzählen von historischen Ereignissen wie der Inflation Anfang der zwanziger Jahre, als der Fahrkartenpreis für die Fähre auf bis zu 200 Mark pro Person anstieg. 1928 wurde dann die Ueser Brücke gebaut.
1958 bekam das Gasthaus Strom, der das Leben durch viele moderne Geräte erleichterte. 1969 fing Dora Meyer in einer Arzneimittelfabrik in Bremen an zu arbeiten, blieb aber ihrem Heimatort Baden treu.
Die Reise in die Vergangenheit rund um die Weser rührte die Besucher der Ausstellung sichtlich. Viele Interessierte waren selbst Zeitzeugen und erinnerten sich noch ganz genau an die "alten Tage" ihrer Kindheit und Jugend. Daraus entwickelte sich eine muntere Gesprächsrunde zwischen den Verantwortlichen und den Besuchern.
Ein besonderer Dank ging an Edith Bielefeld, Reiner Aucamp, Heinz Kuhlmann und die Sparkasse Baden, die gemeinsam die Ausstellung möglich gemacht haben. Besucher sind noch bis zum 4. April herzlich willkommen.

nach oben

zurück