Aus dem Achimer Kreisblatt vom 14. Oktober 2006:

Überreste der alten Burg gefunden
Archäologen im Freibad aktiv / Öffentlichkeit am Mittwoch eingeladen / Sanierung soll sich nicht verzögern
V
on Jens Wenck

LANGWEDEL. Oben herum ist alles weg und das schon lange. Da gibt es auch keine Chance mehr, herauszufinden, was da mal stand. Aber unten, ganz unten, kam jetzt viel mehr ans Tageslicht, als mancher geglaubt hat. "Ganz schön viel Holz, was?", strahlt Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht. Bei den just begonnenen Sanierungsarbeiten am Langwedeler Freibad sind deutlich sichtbare Überreste der alten Burg Langwedel ans Tageslicht gekommen.
Gefunden hatte man bis gestern Vormittag vier Kanonenkugeln, jede Menge Keramik, Glas - "Hier stand etwas mit Fensterglas. Da kommen jetzt die ersten Eisennägel zum Vorschein." Grabungshelfer Bernd Steffens winkt: "Das erste Fundstück aus Horn." Wozu das Stückchen gehört hat, weiß die Kreisarchäologin so fix auch nicht.
Wohin die vielen Knochen gehören, die man gefunden hat, weiß man dagegen sehr wohl. "Wildschweinknochen, Unterkiefer. Offenbar war hier Wildschwein früher sehr beliebt", so Dr. Precht.
Dass man überhaupt etwas gefunden hat, wundert die Kreisärchäologin "überhaupt nicht. Das haben wir ja alles im Vorfeld mit dem Flecken Langwedel abgesprochen und abgestimmt. Das läuft hier in der Gemeinde in vorbildlicher Weise."
"Das ist ja auch etwas, mit dem wir wuchern können", meinte gestern Bürgermeister Andreas Mattfeldt vor Ort. "Vielleicht sogar touristisch." Da sei zu überlegen, ob man in das neu renovierte Freibad nicht vielleicht Schautafeln über die aktuelle Ausgrabung integrieren könnte? "Und so teuer kommt uns das ja auch nicht."
Was unter anderem auch daran liegt, dass man Klaus Meyer und Uwe Böse vom Bauhof als Grabungshelfer abgestellt hat. Außerdem hat die Kreisarchäologie mit den beiden Praktikanten Christoph Häseker und Tabea Vieweger zwei weitere Grabungshelfer im Einsatz, die die Kosten ebenfalls nicht in die Höhe treiben.

Die Grabungsstätte in Langwedel

Wo jetzt gegraben wird, befand sich einst eine Ecke der Burgschanze. Für die Nachwelt und die Unterlagen der Archäologen wird die Grabung fotografisch dokumentiert. Wenn es sein muss, auch von der Schubkarre aus. Foto: Wenck

Dafür waren die zwei dabei, als man bei den Grabungen neben dem Nichtschwimmerbecken auf eine von vier Ecken der Schanze der ehemaligen Burg stieß. Aus verschiedenen Pfahlreihen und der jeweils unterschiedlichen Verfärbung des Erdbodens lassen sich hier die verschiedenen Ausbauphasen der Burg rekonstruieren, hoffen die Wissenschaftler. Aufschluss geben soll dabei die Analyse des gefundenen Holzes.
Angelegt wurde die Burg im 13. Jahrhundert durch den Bremer Bischof Gerhard II vor den Toren des Bistums Verden, auf der Anlage stand einmal ein erzbischöfliches Schloss, das Ganze wurde zu einer quadratischen Schanze mit Bastion umgebaut. Im 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648 war die Grenzburg heftig umkämpft. Von 1666 bis 1673 bauten die Schweden die Anlage mächtig aus, schon 1675 wurde die Anlage von münsterschen Soldaten geschleift. Im 19. Jahrhundert konnte sich jeder an der Anlage quasi wie im Baustofflager bedienen. "Und das hat man dann auch fleißig gemacht."
Nur ganz unten, an den Grundfesten der Bastion war man nicht angekommen. Da sind jetzt fast die Archäologen, die aber noch gucken wollen, ob sie wirklich ganz unten sind. Am kommenden Mittwoch, 18. Oktober, ist auf alle Fälle die Öffentlichkeit von 14 bis 17 Uhr eingeladen, sich ein Bild von den Grabungen zu machen.
Ende nächster Woche wollen die Archäologen dann fertig sein. Eine Verzögerung bei der Freibadsanierung sei durch die Ausgrabungen übrigens nicht gegeben. Man hofft im Rathaus, das Bad Ende Mai 2007 wieder eröffnen zu können. "Wenn das Wetter mitspielt."

nach oben

zurück