Aus dem Achimer Kreisblatt vom 20. März 2004:

Sie waren lange beliebte Nachbarn
Voß-Buch "Die jüdische Gemeinde in Achim" neu erschienen

ACHIM (la) . "Die Quellen vermitteln den Eindruck, dass die Achimer Juden ihre Identität nicht geleugnet und ihre Religion gelebt haben, trotzdem aber weltoffen und modern waren. Sie waren als Geschäftsleute, Nachbarn und Mitschüler überwiegend angesehen bzw. beliebt".
Zu diesem Fazit kommt der heute 29-jährige Lehrer Andreas Voß in seinem Buch "Die jüdische Gemeinde in Achim 1742 - 1942".
Warum vielen - nicht allen - christlichen Einwohnern Achims in den Nazi-Jahren 1933 bis 1945 das
Schicksal ihrer Freunde und Nachbarn zumindest gleichgültig war, vermag auch Voß nicht zu erklären.
Ansonsten aber hat er jede Menge Informationen aus Archiven in Achim, Bremen, Verden und Stade zusammengetragen sowie etliche Zeitzeugen befragt, um ein detailliertes Bild jüdischen
Lebens und Zusammenlebens in Achim über 200 Jahre nachzuzeichnen. Es beginnt mit dem Zuzug des ersten "Schutzjuden". Der Schutzbrief war eine Art Aufenthaltsgenehmigung.
1942 dann wurde der letzte Achimer Jude namens Seligmann "abgeholt" und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.
Schon lange zuvor waren Juden aus dem Achimer Geschäftsleben ausgeschlossen worden, und es gab die "Kristallnacht"-Übergriffe. In den zwanziger Jahren hatten Familien der Synagogengemeinde bereits aufgrund der Wirtschaftskrise Deutschland verlassen. Ihre beste Zeit erlebte diese Gemeinde um 1900, als sie einschließlich Hemelingen und Arbergen rund 120 Mitglieder zählte.
Im Buch geht es auch um Unternehmen wie die Schlachterei Seligmann, Manufakturwaren Heilbronn, die Viehhandlung Anspacher sowie einzelne jüdische Familien.
Das abschließende Kapitel gilt dem Zeitraum "nach 1945" mit "sichtbaren Spuren jüdischer Vergangenheit in Achim", "Nationalsozialisten vor Gericht" und anderen Themen.

Andreas Voß

Andeas Voß mit seinem soeben erschienenen Buch, für das er auch drei ehemalige Mitglieder der Synagogengemeinde Achim nach ihren Erinnerungen befragte.
Photo: Laue

120 Seiten stark ist das mit Zeitdokumenten und Bildern illustrierte Buch. Es handelt sich um die kritisch überarbeitete und in manchen Zeitzeugen-Aussagen korrigierte Fassung der Geschichts-Examensarbeit von Andreas Voß, die sofort auf großes Interesse stieß. Mit der Thematik beschäftigt sich der Autor seit seiner Schülerzeit am Cato Bontjes-van Beek-Gymnasium, als er in einer Arbeitsgemeinschaft die Spurensuche nach jüdischem Leben in Achim aufnahm.
Das im Eigenverlag erschienene Werk kostet 12,50 EUR und ist an folgenden Stellen erhältlich:
Touristeninformation im Rathaus, Obernstraße 38; Buchhandlung Götze, Obernstraße 44; Schreibwaren Mildner, Bahnhofstraße 39 in Baden und Toto-Lotto Hell, Uphuser Heerstraße 31.
Direktbestellungen sind möglich über www.voss-achim.de.

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