Aus dem Achimer Kreisblatt vom 12. Oktober 2006:

Vierte adlige Hofstelle in Baden aufgespürt
Heimatforscher Heinz Kuhlmann hat in alten Akten den "Athelingschen Hof" entdeckt / Referat vor Geschichtswerkstatt
Von Karlheinz Gerhold

BADEN. Bislang gingen Forschung und Fachliteratur davon aus, dass es in dem alten Dorf Baden im Gohgericht Achim seit alters her drei adlige Güter gegeben hat, aus denen sich das Gemeinwesen entwickelte: Wasserbaden, der wohl älteste Hof, der mit der bereits für das Jahr 1012 in der Kirchengeschichte Adams von Bremen erstmals bezeugten königlichen Hofstätte "Botegun" identisch sein dürfte, sowie Holzbaden und Ruschbaden.
Doch jetzt informierte der Baden-Forscher Heinz Kuhlmann die Geschichtswerkstatt Achim über einen erstaunlichen Fund. Nach seinen Recherchen im Kreisarchiv Verden und Stadtarchiv Achim gab es allem Anschein nach noch einen vierten adligen Hof, der in den Quellen, besonders in Besitzverzeichnissen, Dorfbeschreibungen und den Akten der Gemeinheitsteilungen des 19. Jahrhunderts, der "Adlingsche Hof" oder der "Athelingsche Hof" genannt wird.

Der Athelingsche Hof wird vorgestellt

Heinz Kuhlmann (2.v.l.) zeigt dem Vorstand der Geschichtswerkstatt Achim auf der Karte den von ihm aufgespürten Athelingschen Hof.

Bei dieser Hofstelle handelt es sich um eine "kanzleisässige, adlich freie, rossdienstpflichtige" Hofstelle. Sie war bereits im Jahre 1698 "wüst", also ohne Pächter. Von dieser Zeit an und wahrscheinlich auch schon einige Zeit vorher ist eine Bewirtschaftung der Stelle nicht mehr erfolgt. Aus diesem Grunde fehlt der Hof in allen alten Ortsbeschreibungen und Höfe-Erfassungen. Als "adlich freie" Hofstelle war der Hof für die Dorfgemeinschaft nicht leistungs- und auch nicht steuerpflichtig. Zum Athelingschen Hof gehörten damals "ein Garten von 2.500 qm, 56 Himpten Saat auf der Geest und 42 Himpten Saat in der Marsch und Anteile der Gemeinheit auf der Geest, in der Marsch, an Holz, Moor und Schäferei sowie ein Bauhof".
Der Hof ist 1698 als Gerechtigkeit des Gutes Koppeln ausgewiesen. Bereits bei der vorhergehenden Aufstellung des Hofschatzes gehörte er zu den Gerechtigkeiten dieses Gutes, dem er eine jährlich Einnahme von 30 Reichsthalern einbrachte.
Die Besitzer des Hofes waren zunächst die Erbherren des Gutes Koppeln in Etelsen, dann um 1700 von Klencke, gefolgt um 1702 von Johann Hinrich von Breithaupt, danach von Zabeltitz, um 1783 Landrat von Quiter (der Ältere) auf Weyhe und um 1784 Frau von Quiter, geb. Zabeltitz.
Im Jahre 1786 wurde bei der Teilung des von Quiterschen Nachlasses, zu dem mehrere Güter gehörten, der Athelingsche Hof aufgeteilt. Von diesem Hof fielen die Wurth des Athelingschen Hofes und sämtliche Gemeinheitsberechtigungen an das Gut Koppeln (damals im Besitz des Oberstleutnants von der Wisch) und sämtliche Ländereien, Wiesen und Weiden an das Gut Weyhe (im Besitz der Landrätin von der Decken).
Der dritte Erbe des von Quiterschen Nachlasses war der Hauptmann und spätere Landrat von Quiter auf Gut Etelsen, der damals bezüglich des Athelingschen Hofes allerdings leer ausging.
Im Jahre 1809 wurden die zum Gute Weyhe gehörenden Ländereien des Hofes verkauft. Das geschah 1868 auch mit dem Garten des Hofes, den der damalige Besitzer des Gutes Koppeln, Minister von der Wisch, zur Gründung der Badener Anbauerstelle Nr. 142 veräußerte.
Die Ländereien des Hofes waren bereits 1698 verpachtet. Wirtschaftlich nicht genutzt werden konnten die Weiderechte, da nur das auf dem Hof gehaltene Vieh weideberechtigt war. Die Verpachtung wurde beibehalten, als die Ländereien dem Gute Weyhe zugesprochen wurden. Ihre Verwaltung übte seitdem der Kaufmann Lahusen aus Achirn aus. Die Gemeinschaftsarbeiten, die auf diesen Ländereien ruhten, hatte der Kötner Brüne Böse zu verrichten. Pächter der Ländereien waren Badener Einwohner.

Auf dem Gelände der heutigen Aral-Tankstelle
Hochinteressante Neuigkeit rechtzeitig zum 1000. Geburtstag des Ortsteiles im Jahre 2012

BADEN . Die HofsteIle grenzte nach den Recherchen von Heinz Kuhlmann nach der im Jahre 1703 im Zuge eines Nachbarschaftsstreits abgegebenen Beschreibung im Westen und Süden an die HofsteIle Nr. 14 von Hinrich Wendt, jetzt Wolfsschlucht Nr. 2, im Norden an die Straße Verden - Achim in Höhe des Lübbenschen Bauhofes (Nr. 9) und im Osten an den damaligen "Tiefen Weg" zur Aller, einem Teil der heutigen Wolfsschlucht.
An der Grenze zum Wendtschen Hof befand sich damals ein Fußsteig, den die Nachbarn benutzten, um Wasser von der Aller zu holen. Es dürfte der Bereich sein, auf dem heute die Aral-
Tankstelle steht. Damit hat Heinz Kuhlmann, Vorstandsmitglied der Geschichtswerkstatt Achim, den vierten adligen Hof exakt lokalisiert.

Lage des Athelingschen Hofes

(1) skizziert die Lage des "Athelingschen Hofes" (heute Aral-Tankstelle). Weiter sind markiert der Hof des Baumanns Hinrich Wendt (2), der Lübbensche Bauhof (3), die Straße Am Blocksberg (4), der Hof von Baden Nr. 15, heute Einkaufsmarkt, (5) und der Hof des Gutes Wasserbaden (6).

Die Lage der HofsteIle im Ortsteil "Wasserbaden" dürfte viele Chronisten dazu verleitet haben, den Adlingschen bzw. Athelingschen Hof als Gut Wasserbaden anzusehen. Das ist aber nach Ansicht Kuhlmanns ein Irrtum. Entsprechende Hinweise finden sich in einer Aufstellung vom 9. April 1774 über das den Badener Bauleuten und Kötnern seit etwa 40 Jahren neu zugeteilte Saatland, in der der Bauermeister Brüns bemerkt: "Im hiesigen Dorfe sind drei bebaute adeliche Höfe, nämlich der Düringsche, Heimbourgische und Liethische, im gleich ein Wüster, sogenannter Adlingsche Hof, welchen Landrat von Quiter auf CoppeIn in Besitz hat. Von diesen Höfen participieren der Düringsche und Liethische Hof zur Gemeinheit jeder 2 Bauhöfen gleich, folglich kommen 6 Höfe heraus".
Der "Düringsche Hof" ist das Gut "Ruschbaden" und der "Liethische Hof" das Gut "Wasserbaden". Dieser Bestand von vier Höfen mit unterschiedlichen Besitzern wird zudem in den Unterlagen über die "Teilung und Bekämpung der großen und kleinen Badener Marsch" bestätigt.
Die Forschungsergebnisse der Geschichtswerkstatt werfen ein neues Licht auf die Ortsgeschichte, und zwar gerade rechtzeitig. Denn allmählich laufen nach Angaben des 1. Vorsitzenden der Geschichtswerkstatt Achim Karlheinz Gerhold die Vorarbeiten für das große Jubiläum "1000 Jahre Baden" an, das im Jahre 2012 anlässlich der ersten Erwähnung Badens im Jahre 1012 begangen werden wird.

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