Aufbruch nach Amerika beeindruckte

von

Karlheinz Gerhold

Achim. Das Auswander-Haus in Bremerhaven, das gerade seinen ersten Geburtstag feierte, war das Ziel einer Exkursion der Geschichtswerkstatt Achim. Unter Leitung des Vereinsvorsitzenden Karlheinz Gerhold ließen sich eine Kinder- und eine Erwachsenengruppe durch die Erlebnisausstellung führen. Eindrucksvoll wurde die Welt der kleinen Leute präsentiert, die vor allem im 19. Jahrhundert über Bremerhaven durch das "Tor nach Übersee" aufbrachen. Meistens entschlossen sich Menschen aus Armut, einige aus Abenteurerlust zur Auswanderung, die mit unzähligen Strapazen verbunden war. Wer erst einmal alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte, hoffte auf einen neuen Start im sogenannten Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nicht wenige wurden enttäuscht, etliche mussten sogar mittellos die Heimreise antreten, weil die Einwanderungs-Inspektoren bei dem Gesundheits-Check oder der Befragung Gründe für eine Abweisung fanden. Die sechzehn von Nadja Süsskind und Emel Huran begleiteten Kinder der Achimer Ferienspaßgruppe erhielten eine kindgerechte Demonstration einiger Auswanderer-Schicksale.
Einige an der eigenen Familiengeschichte und Ahnenforschung interessierte Achimer fanden dann sogar Familienangehörige und entfernte Verwandte in den Archiven des Museums, die über Dateien mit vielen der über sieben Millionen über Bremerhaven ausgewanderten Menschen abrufbar sind.

Die Rückreise führte dann durch den neuen Wesertunnel noch nach Blexen, wo die aus dem 11. Jahrhundert stammende St. Hippolyt-Kirche vom dortigen Pastor Gödecke eindrucksvoll vorgestellt wurde. Insbesondere die Gebeine des Heiligen Benjamin sowie die "Grabkammer" des Heiligen Hippolyt fanden das ungeteilte Interesse der Achimer Besucher. Benjamin war ein Mönch des ersten Bremer Bischofs Willehad, der im Jahre 782 in Blexen zu Tode kam, genauso wie sieben Jahre später Willehad selber. Die im Rahmen einer Restaurierung im ältesten Kirchenteil gefundenen Gebeine sind nach Untersuchungen tatsächlich über 1200 Jahre alt und dürften wohl die Überreste des Mönchs Benjamin sein.
Der Patron der Blexener Kirche ist der erste "Gegenpapst" in Rom, Hippolyt, der im Jahre 236 im Zuge der Christenverfolgung durch den römischen Kaiser Maximinus Thrax im Exil auf Sardinien als Märtyrer umkam. Da in der Blexener Kirche sehr wahrscheinlich eine Reliquie des Hippolyt aufbewahrt wurde, entwickelte sich die Kirche im Mittelalter zu einer Wallfahrtskirche für Seefahrer und Kaufleute. Blexen wurde urkundlich erstmals im Jahre 789 als "Pleccateshem" erwähnt, was Heim der Blitze bedeutet.

Höhepunkt der Exkursion war dann schließlich die Besteigung des Wehrturms an der Kirche, der den friesischen Häuptlingen als Schutzburg diente. Die mühsame Besteigung wurde mit einem hervorragenden Blick über die Weser und Bremerhaven belohnt. Voller Eindrücke machten sich die Achimer Ausflügler dann auf den Heimweg.

Die Geschichtswerkstatt in Bremerhaven

Die Achimer Ferienspaßgruppe und Mitglieder der Geschichtswerkstatt Achim auf Besuch in Bremerhaven. Foto: Galle

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