Aus dem Achimer Kreisblatt vom 12. Januar 2008:

Münzen, Messer, Schmuckstücke
In Bremens Geschichte graben: Besuch bei den Archäologen in der Baugrube an der Bredenstraße
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on Thomas Kuzaj

BREMEN. Ein deutliches Piepen ist zu hören. "Ich hab' gerade ein Messer gefunden", ruft Volker Koch. Dr. Dieter Bischop, der Landesarchäologe, läuft gleich zu ihm. Das erste Urteil: "Es handelt sich um ein Tafelmesser, das am Gürtel getragen wurde. Es ist etwa tausend Jahre alt."
Der Ort des Geschehens liegt in der Altstadt. In Wesernähe. Der Ort des Geschehens ist die Hotelbaustelle an der Bredenstraße - nicht weit von Marktplatz und Böttcherstraße entfernt und im Schatten der Martinikirche. Gegenwärtig bevölkern die Archäologen die Baustelle, graben in bremischer Geschichte. Volker Koch ist als Metalldetektorgänger dabei.
Eigentlich sucht er nicht nach Messern. "Kleine Münzen sind im Schlamm oft nicht so gut zu erkennen", sagt Dieter Bischop. Der Mann mit dem Metalldetektor aber findet sie alle.
Münzen, Messer - was gibt es noch? Archäologe Bischop erwartet einiges von der Hotelbaustelle. Schließlich liegt sie genau dort, wo vor Jahrhunderten das wirtschaftliche Herz der Stadt Bremen geschlagen hat - mit dem Hafen, der Weser und der längst zugeschütteten Balge.

In der Baugrube

Landesarchäologe Dr. Dieter Bischop (l.) packt ein etwa tausend Jahre altes Messer in eine Plastiktüte. Metalldetektorgänger Volker Koch (r.) hat es in der Baugrube an der Bredenstraße gerade gefunden. Foto: Kuzaj

Schicht für Schicht steigen die Archäologen tiefer in Bremens Geschichte hinein. Seit Ende Dezember sind sie auf der Baustelle. Als es vor einigen Tagen fror, war es buchstäblich harte Arbeit, im Erdboden voranzukommen, berichtet Bischop. Aber: "Wir werden noch einige Monate hier sein." Arbeit bei Wind und Wetter sind sie ohnehin gewohnt.
Und so sieben oder acht Meter wollen die Archäologen noch weiter in die Tiefe graben. Ihr Ziel ist es, in der karolingischen Zeit anzukommen. Die Zeit um das Jahr 800 - das wären die Gründungstage Bremens. Es wären Einblicke in die Ursprünge einer Stadt. Auf dem Weg dahin haben die Archäologen schon so manches entdeckt. Eine Münze aus der Zeit um das Jahr 1000 etwa - die zweitälteste, die jemals in Bremen ausgegraben wurde. Nur etwas jünger als die älteste, die aus dem Bleikeller stammt. Zurück zur HotelbausteIle: Die Martini-Insel ist oft überschwemmt worden. Schicht für Schicht können die Archäologen das jetzt nachlesen. Ans Licht der Gegenwart kam auch eine Latrine aus dem 15. Jahrhundert. Seltsam: In der Latrine steckt ein Holzteller, der offenbar in die Fäkalien gerutscht war. Bischop: "Da lag dann etwas drauf, was ich gar nicht so genau wissen möchte...".
Aus dem 16. Jahrhundert stammt eine 30-Grote-Silbermünze - mit Brandspuren. Das Haus, das hier auf Pfählen in eine zugeschüttete Balge-Bucht gebaut war, ist offenkundig niedergebrannt. Ein weiteres herausragendes Fundstück: eine Silberfibel mit Schmuckstein - eine Brosche, mit der Kleidungsstücke zusammengehalten wurden. Und offenbar nicht die schäbigsten.

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