Aus dem Achimer Kreisblatt vom 29. Juni 2011:

Großflächige Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt
Erdgasleitungsbau in Bierden: Fast vollständigen Hausgrundriss ausgegraben

ACHIM. "Goldschätze sind hier nicht zu finden", stellt Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht inmitten des Grabungsfeldes klar. Aber Altertumsforschern lässt das, was im Zuge der Bauarbeiten für die Nordeuropäische Erdgasleitung (NEL) in Achim jetzt zu Tage befördert wurde, das Herz höher schlagen. In der Gemarkung Bierden entdeckte das Grabungsteam eine großflächige, bis zu 4 000 Jahre alte Siedlung mit einem fast vollständigen Hausgrundriss.
Ein sehr seltenes Ereignis. "Gebäude aus der Bronzezeit sind in Niedersachsen bisher nur an drei Orten bekannt geworden", ordnet Bernd Rasink vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege den Fund als herausragend ein.
Eine große Anzahl an Keramikscherben deute durch typische Formen und Verzierungselemente auf eine bronzezeitliche Besiedlung in der Zeit um etwa 2000 bis 1300 vor Christus hin, erläuterte der Leiter des NEL-Projektteams gestern beim Pressetermin. "Es handelt sich hier also um eine jahrtausende alte Kulturlandschaft."

Besucher bei der Fundbetrachtung

"Mit dem Wetzstein hier wurde Feuer gemacht", erläutert Grabungsleiter Klaus Gerken am Tisch mit den Fundstücken Bürgermeister Uwe Kellner (links), Landrat Peter Bohlmann und weiteren Schaulustigen. Foto: Mix

Die laut Precht "erste große Flächengrabung" während des Pipelinebaus im Raum Achim nimmt im Auftrag des Landesamts eine Firma vor. Grabungsleiter Klaus Gerken aus Otterstedt wird die rund 4 000 Quadratmeter große Grabungsfläche rund um die 36 Meter breite Leitungstrasse mit sieben Mitarbeitern sieben Wochen lang beackern.
Das unter anderem anhand von Gräben und Pfostenabdrücken auszumachende historische Haus habe auch über drei Vorratsspeicher verfügt, informiert Gerken. "Wohl einmalig in Niedersachsen ist die Menge der dabei entdeckten Getreidekörner", merkt Precht begeistert an.
Komplettiert wird das Bild durch Gräber-Funde. Leichenbrand, ein halbes Keramikgefäß und eine verschmolzene Perle können als Indiz für Bestattungen der römischen Kaiserzeit oder sogar der Epoche vor Christus angesehen werden.
Kulturgeschichtlich Wertvolles holt das Team immer wieder unter dem abgetragenen Mutterboden hervor, bevor Gasrohre mit einem Durchmesser von 1,4 Metern in der Erde verlegt werden. "Damals war der Tonkrug so groß", zeigt Klaus Gerken den Schaulustigen mit ausladender Handbewegung an. mm

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