Aus dem Achimer Kreisblatt vom 25. Juni 2009:

Stolperstein für Cato Bontjes van Beek
Ehrung am Berliner Kaiserdamm / Gedenken an die im Alter von 22 Jahren von den Nazis hingerichtete Fischerhuderin

BERLIN / FISCHERHUDE (kr) . Das Haus Kaiserdamm 22 in Berlin-Charlottenburg war bisher ein Haus wie viele. Nur Eingeweihte wussten, dass im vierten Stock die Fischerhuder Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek in der Wohnung ihres Vaters gewohnt hat, bevor sie am 20. September 1942 von den Nazis wegen Hochverrats verhaftet und am 5. August 1943 in Plötzensee hingerichtet wurde. Seit dem 12. Juni 2009 erinnert vor dem Haus Kaiserdamm 22 ein Stolperstein an Cato Bontjes van Beek und erinnert 66 Jahre nach dem Unrechtsurteil und ihrem frühen Tod an ihr Schicksal.
Die bundesweite Initiative "Stolperstein" erinnert mit in Gehwege eingelassenen und beschrifteten Messingplättchen in vielen Städten an der Stätte ihres Lebens und Leidens an Menschen, die von den Nazis verschleppt, umgebracht, verhaftet wurden, zumeist Menschen jüdischen Glaubens und Widerständler. Vor dem Haus Kaiserdamm 22 in Berlin setzte Günter Knoll, engagierter Helfer der Stolperstein-Initiative, den Gedenkstein für Cato Bontjes van Beek ein und stellte ihm zwei weitere Stolpersteine an die Seite, die an die Jüdinnen Hedwig und Edith Broh erinnern.

Der Stolperstein für Cato

Nach der Steinsetzung wurden Blumen und ein Portraitfoto von Cato niedergelegt und aus ihren Briefen vorgelesen.

Sie wohnten im selben Haus wie Cato und wurden am 14. November 1941, an Catos 21. Geburtstag, von dort verschleppt, nach Minsk deportiert und in einem Lager ermordet. Die in Berlin
weilende junge Fischerhuderin kannte die Schwägerinnen, wusste um die Ängste und Gefahren. Cato Bontjes van Beek gehörte nicht zu denen, die die Augen verschlossen und das Unheil nicht sehen wollten.
Im Rahmen der Steinlegung, bei der Blumen und ein Portraitfoto von Cato vor ihrem Stein abgelegt wurden und die von einem Fernsehteam gefilmt wurde, gab es trotz regnerischen Wetters eine Lesung von Ariane Gottberg, einer Freundin der Fischerhuder Familie Bontjes van Beek. Sie las aus den Erinnerungen von Mietje Bontjes van Beek an ihre Schwester Cato - wie deren eines Erlebnis mit den beiden jüdischen Nachbarinnen. Cato berichtete: "Weißt Du, mir ist da etwas Dummes passiert. Ich hatte eine Tüte wunderschöner Kirschen bekommen. Als ich an der Wohnungstür der jüdischen Leute unter uns vorüber kam, konnte ich nicht vorbei gehen. Ich dachte an diese armen Menschen, die alles entbehren müssen. Wer weiß, wann man sie abholen wird und ob sie dann jemals zurückkehren werden. Ich konnte einfach nicht vorbei und drückte auf die Klingel. Die Frau machte mir auf und sah mich erstaunt an. Ich stotterte nur irgend etwas und sie führte mich in ein Zimmer und bot mir einen Stuhl an. Ich bekam kein Wort heraus. Schließlich streckte ich ihr nur die Kirschentüte entgegen und rannte fort."

Günter Knoll setzt die Stolpersteine

Günter Knoll legte ein stabiles Fundament für die Stolpersteine am Kaiserdamm 22 in Berlin-Charlottenburg.

"Cato lachte über ihre eigene Unbeholfenheit, als sie mir das erzählte, aber in ihren Augen standen Tränen", so Mietje Bontjes van Beek.
Neben Freunden der Familie Bontjes van Beek war bei der Stolpersteinlegung Digne Bontjes van Beek anwesend, die Halbschwester von Cato, Tim und Mietje und einzige lebende Zeitzeugin des Geschehens 1941/42 in dem Haus am Kaiserdamm.
Die Stolpersteine, liebevoll und sachkundig eingesetzt, erinnern nun an drei Frauen, die sich kaum kannten, aber durch ein gemeinsames Schicksal miteinander verbunden sind.
"Wir sind stolz und froh, dass unsere Cato posthum diese Würdigung an dieser Stelle erfährt. Auch 66 Jahre nach ihrem Tod vergeht kein Tag, an dem wir nicht an sie und an die vielen Menschen denken, die in der Nazizeit umgekommen sind", erklärte Tim Bontjes van Beek in Fischerhude.

nach oben

zurück