Aus dem Achimer Kreisblatt vom 28. Februar 2004:

Eine Urne und gewagte Spekulationen
Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht stellt Originalfund beim Verein für Kultur und Geschichte Daverden vor

DAVERDEN (jw) . "Das ist heute wohl eine einmalige Gelegenheit das Stück so im Original zu sehen", meinte Ralf Masemann am Donnerstagabend. Ähnlich wie der Vorsitzende des Vereins für
Kultur und Geschichte Daverden sahen das etliche andere auch - und waren zahlreich gekommen, um die berühmte Daverdener Urne Nummer 58 zu sehen. Zumal es dazu und drumherum noch interessante Vorträge zu hören gab.
So war im Restaurant "Antiochia" in Daverden kaum ein freies Plätzchen zu finden, als Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht ihre Erläuterungen zu dem bemerkenswerten Urnenfund gab.
Seit Herbst 2000 gräbt die Kreisarchäologie in der Daverdener Feldmark unweit der Kreisstraße 9 einen Urnenfriedhof aus der jüngeren Bronzezeit aus. Unter den vielen Urnen hier fiel die Nummer 58 zuerst überhaupt nicht auf. Weder durch ihre Lage, noch durch ihre Größe.
Bei der Öffnung der Urne gab es dann die große Überraschung. Im Inneren fanden sich neben den Überresten eines verbrannten Menschen vier kleine Metallrädchen. Der rund 3000 Jahre alte für
Niedersachsen absolut einmalige Fund war nicht aus Bronze, sondern aus einer Zinn-Blei-Legierung.

Die Daverdener Urne Nummer 58

Die vier kleinen Rädchen sind das besondere an dem Daverdener Urnenfund.

Fest steht, dass in der Urne 58 ein nicht einmal dreieinhalb Jahre altes Kind beerdigt wurde. Nachforschungen und Überlegungen brachten die Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht zu der
"zugegeben gewagten Spekulation": Mit dem Kind war in der Urne ein Kultwagen beerdigt, was Dr. Precht zu der Schlussfolgerung verleitet, das Kind hätte in seinem späteren Leben einmal Priester werden sollen. "Vermutlich hat das Kind in der Siedlung am Goldbach gelebt."
Die Siedlung am Goldbach befand sich dort, wo heute eine Gasförderanlage der RWE-Dea steht. Einer von 45 Orten, wo man im Großraum Daverden Funde aus grauer Vorzeit entdeckt hat. Heinz
Kleinschmidt hatte den Gästen des Vereins für Kultur und Geschichte Daverdens in einem Schnelldurchlauf die wichtigsten Fundorte und Fundstücke aufgezeigt. Die lassen sich später dann
auch in der im Entstehen begriffenen Daverdener Ortschronik nachlesen, für die man am Donnerstag schon ein bisschen Werbung machen wollte.
"Eigentlich wollten wir die Chronik ja vor Weihnachten 2004 fertig haben", so Rolf Masemann. Mittlerweile sind die Hobbyhistoriker ein bisschen skeptisch, ob sie den Termin halten können. Der
Grund: Kaum haben sie hinter den Türen eines Archivs etwas aus der Daverdener Geschichte entdeckt, da tut sich die nächste Tür auf und verspricht eine weitere neue Entdeckung.
Wer einen Blick auf die Urne 58 im Original werfen möchte, der sollte sich demnächst nach OIdenburg begeben. Hier wird der Fund aus Daverden vom 28. März bis zum 11. Juli im Landesmuseum Mensch und Natur in der Ausstellung "Rad und Wagen - Der Ursprung einer
Innovation" zu sehen sein - neben Exponaten und Kunstschätzen unter anderem aus dem British Museum London, dem Pariser Louvre und dem Staatlichen Museum Moskau.

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