Aus dem Achimer Kreisblatt vom 5. November 2004:

Schweizer Baustil ziert bis heute Gasthaus
Von Carl Ellmers errichtetes Gebäude 100 Jahre alt / Post, Kolonialwarenladen, Schlachterei beherbergt / Nun Restaurant und Hotel

UPHUSEN (mm). Genau 100 Jahre steht das "Haus von Carl Ellmers" mitten in Uphusen. Das unter diesem Namen im Dorf bekannt gewordene Gebäude wurde im Schweizer Baustil mit roten Klinkern, den typisch großen Dachgauben sowie Türen und Fenstern mit grün gestrichenen Rahmen und gefliesten Flachbögen darüber errichtet. Es blieb bis heute weitgehend unverändert - und ein Gasthaus.
"Nr. 31", wie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Adresse schlicht lautete, hatte Ellmers als Ersatz für die benachbarte kleine Gaststätte, die dort wohl seit Mitte des 18. Jahrhunderts von der Familie betrieben worden war, gebaut. Heute brandet an der "Uphuser Heerstraße 76" der Verkehr vorbei, zu Zeiten Kaiser Wilhelm II. verlief dort eine schmale Straße mit Kopfsteinpflaster und für Sommergäste standen vor der Tür Tische und Stühle bereit.
Anziehungspunkt war das schmucke neue Haus aber noch aus anderem Grund. Neben der Kneipe führte Carl Ellmers in "Nr. 31" einen Kolonialwarenladen und die kaiserliche Poststelle, weiß der an der Familiengeschichte sehr interessierte Urenkel und heutige Patron Lüder Schulz (29).

Gasthaus von Carl Ellmers

Fein herausgeputzt zeigten sich "Nr. 31", die Familie Ellmers und das Personal zu Beginn des vorigen Jahrhunderts.

Dessen Urgroßonkel Friedrich Seebode, Schulleiter, Gründer des Turnerbundes Uphusen und Heidedichter, beförderte seinerzeit nicht nur mit seinen Lesungen den Umsatz an der Theke. Die von ihm mit aus der Taufe gehobenen Heidefeste, die mit einer Menge Butterkuchen auch auf den damals bis an das Lokal heranreichenden Dünen gefeiert wurden, lockten massenweise Ausflügler aus Bremen an. Überdies hielten die meisten ortsansässigen Vereine und Parteien bei Ellmers ihre Versammlungen ab.
1939, nach dem Tod des Hauserbauers, übernahm Fritz Ellmers das Geschäft. Später waren in drei Zimmern des Hauses Flüchtlinge untergebracht. Die Begrüßungsschreiben in diesen inzwischen zu Hotelzimmern umgewandelten Räumen erinnern daran.
Gleichzeitig wurden in jener eher tristen Zeit große Bälle veranstaltet. "Die jungen Leute konnten sich da ordentlich austoben", weiß die Ellmers-Tochter Hedda Schulz (63) noch. Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre tanzte man dann im Saal des benachbarten Altbaus, im legendären "Schuppen 17", Rock'n Roll.
Als Fritz EIlmers schwer erkrankte, wurde das Lokal 1964 an die Hemelinger Brauerei verpachtet. Zwischenzeitlich schlachtete die Fleischerei Diem in dem Gebäude.
1981 renovierte Hedda Schulz das Haus von Grund auf, richtete ein Hotel mit zwölf Zimmern und ein Restaurant ein. Fünf Jahre später gab die Mutter von zwei Kindern, deren Mann anderweitig berufstätig war, den Betrieb an einen Pächter ab.
Erst im Februar 2004 knüpfte Lüder Schulz an die Familientradition an. Der ambitionierte Gastronom nahm an dem 100 Jahre alten Haus "kosmetische Veränderungen" vor und hat eine neue "Esskultur" eingeführt.

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