Aus dem Achimer Kreisblatt vom 15. April 2006:
Achim erfüllte Pflichten nicht
Wie Achim sein Finanzamt bekam und wieder verlor (II) / Verkommene Räume
Von Günter Schnakenberg

ACHIM . Dem damaligen Besitzer des Hotels Gieschen, Gastwirt Willy List, kam dieses Angebot der Gemeinde bestimmt nicht ungelegen. Durch die Folgen von Krieg und Wirtschaftskrise waren immer weniger Gäste nach Achim gekommen und mit dem Hotel stand es nicht zum Besten. Diese Vermietung bescherte ihm eine regelmäßige Einnahme und brachte ihm bestimmt auch den einen oder anderen Finanzamtsbesucher in seine Gaststätte.
Am 12. Februar 1920 wurde der Mietvertrag abgeschlossen und die Gemeinde Achim ließ sich sogar für eine spätere Übernahme des Hotels ein Vorkaufsrecht einräumen.
An höchster Stelle fand man die Achimer Lösung so gut, dass man jetzt plante, auch den Kreis Verden unter die Zuständigkeit des Achimer Finanzamtes zu stellen. Vermutlich scheiterte dieser Plan daran, dass man in Achim so vielen zuziehenden Finanzamtsbediensteten keine Wohnungen hätte bieten können. Auch in Verden wird die Situation ähnlich gewesen sein, und so entschloss man sich im Landesfinanzamt Hannover zur Einrichtung zweier Finanzämter, eines in Verden und eines in Achim.
Mit der Anmietung der Räume im Hotel Gieschen war die Unterbringung des Finanzamtes in Achim gesichert.

Obernstraße

In dem Haus rechts wurde 1919 das Gemeindeamt eingerichtet. Vorher war dort das Achimer Kreisblatt. Heute sind in dem Gebäude zwei Modegeschäfte und eine Parfümerie.

Am 19. Juli 1920 nahm das neu gegründete Finanzamt Achim in acht Räumen des Hotels den Dienstbetrieb auf. Es war für den Landkreis Achim und für das Amt Thedinghausen zuständig. Als Leiter kam aus Hannover der Gerichtsassessor Dr. Hans Gildemeister.
Von der Landeshauptstadt in die Provinz versetzt, waren seine Erwartungen sicher nicht allzu hoch gesteckt. Aber was er dann bei der Besichtigung der neuen Diensträume vorfand, übertraf all seine Befürchtungen. Die Gemeinde war in keiner Weise ihrer vertraglich eingegangenen Renovierungspflicht nachgekommen. In einigen Zimmern hingen die Tapeten von den Wänden, Fensterscheiben waren zerbrochen und überall fehlte Farbe. Kurzerhand bestellte Dr. Gildemeister den Malermeister Eilbracht, um die dringendsten Mängel auszubessern. Die weiteren Schäden, wie undichte Fenster, schlechte Fußböden und defekte Öfen in den Räumen, listete er in einem langen Brief an den Gemeindevorsteher Pape auf.

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