Aus dem Achimer Kreisblatt vom 20. April 2006:
Ämtersterben nach Gebietsreform
Serie: Wie Achim sein Finanzamt bekam und wieder verlor (V)
Von Günter Schnakenberg

ACHIM. Wieder sprang die Gemeinde Achim ein. Sie hatte ein noch unbebautes Grundstück an der Verdener Straße, heute Obernstraße, neben der Einmündung der Meislahnstraße. Dieses stellte sie der Reichsfinanzverwaltung zum Bau eines Finanzamtsgebäudes zur Verfügung.
1926 begann man mit dem Bau und am 30. November 1927 konnte Regierungsrat Dr. Rudolf Denek, er war inzwischen Leiter des Finanzamtes Achim geworden, die Schlüssel für das neue Finanzamtsgebäude in Empfang nehmen. Er bezog auch gleich die im Gebäude neu geschaffene Dienstwohnung des Amtsvorstehers.
Ende 1929 wurde Dr. Deneke nach Hannover versetzt und Regierungsrat Hermann Heß, dieser war kurz vor der Fertigstellung des Gebäudes nach Osnabrück versetzt worden, übernahm wieder die Leitung des Amtes und zog in die Amtsvorsteherwohnung ein.
1932 wurde im Rahmen einer Gebietsreform der Kreis Achim aufgelöst und in den Kreis Verden eingegliedert. Damit begann für Achim ein Ämtersterben, dass sich 1938 mit dem Katasteramt und 1945 mit dem Finanzamt fortsetzte. Schon 1943 waren erste Pläne einer Zusammenlegung der Finanzämter Achim und Verden mit Sitz in Verden laut geworden. Doch es sollte noch bis zum Herbst 1944 dauern, dass Regierungsrat Heß die Zusammenlegung der Ämter beantragen musste. Gezwungen wurde er dazu durch einen Aufruf des Reichspropagandaministers Goebbels, der die durch die Zusammenlegung freiwerdenden Mitarbeiter lieber als Soldaten an der Front haben wollte. Im Februar 1945 kam dann die Anweisung zur Zusammenlegung, die dann zum 1. März 1945 erfolgte.

Das Finanzamt

Das neue Finanzamt an der Verdener Straße (heute Obernstraße) ist heute ein Kindergarten.

Nun standen die Büroräume leer. Nur die Wohnungen waren noch bewohnt. In der ehemaligen Vorsteherwohnung lebte die Familie des Steuerinspektors Fritz Meyer (Familie Heß war schon 1943 zur Embser Landstraße gezogen) und in der Hausmeisterwohnung die Familie des Hausmeisters Willi Keller. Diese erlebten dann, wie am 22. April 1945 das Gebäude durch eine Brandbombe getroffen wurde. Doch durch den Einsatz dieser Familien und einiger Nachbarn konnte der Brand gelöscht und ein größerer Schaden verhindert werden.
Am nächsten Tag wurde Achim von britischen Truppen besetzt. Die örtliche Militärführung beanspruchte das Finanzamtsgebäude als Kommandantur und den Bewohnern wurde eine Frist von 24 Stunden zur Räumung gegeben. Bis Mitte November 1946 blieb das Amtsgebäude besetzt, danach stand es der Finanzverwaltung wieder zur Verfügung. Schnell wurden die gröbsten Schäden, entstanden durch Kriegseinwirkung und Benutzung der Besatzungstruppen, behoben. Um das Gebäude nicht leerstehen zu lassen, kamen am 1. Dezember 1946 einige Abteilungen des Verdener Finanzamtes als "Nebenstelle Achim" nach Achim zurück. Nun konnte die Achimer Bevölkerung ihre Steuerangelegenheiten wieder in Achim regeln.

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