Aus dem Achimer Kreisblatt vom 27. Februar 2004:

Frisch-Auf-Fahne im Clüverhaus
1892 gründeten Zigarrenarbeiter den Gesangverein
Von Klaus Bischoff

ACHIM. Der Heimatverein Achim hat die Fahne des Achimer Gesangvereins "Frisch auf" restaurieren lassen. Diese Fahne wurde 1902 geweiht. Der Verein wurde sechs Jahre früher hauptsächlich von Zigarrenarbeitern gegründet.
Die Fahne des Vereins war jahrelang verschwunden. Durch Zufall entdeckte der Verdener Hans-Hermann Sauerteig sie eines Tages auf einem Flohmarkt im Ruhrgebiet wieder. Ohne zu überlegen kaufte er diese Fahne und brachte sie mit nach Verden.
Als der Heimatverein in Achim gegründet wurde, setzte sich Sauerteig mit dem Achimer Verein in Verbindung. Der Heimatverein kaufte die Fahne und am 21. November 1990 übergab Hans-Hermann Sauerteig die Fahne an die Achimer.
Lange Zeit fehlte das Geld für die Restaurierung und, als das Geld zusammen war, fand man keinen Restaurator. Endlich war Hannelore Hogger bereit, die Fahne zu restaurieren. Jetzt musste
noch ein Platz für die Fahne von 1902 gefunden werden. Der Heimatverein beschloss, für diese Fahne eine Vitrine bauen zu lassen.

Erinnerungsfoto zur Fahnenweihe von 1902

Erinnerungsfoto zur Fahnenweihe von 1902, obere Reihe v.l.: Anton Pfannkuch, Hermann Meyer, Georg Barré, Emil Wohlers, Johann Kleimann und Georg Merkel. Mittlere Reihe: Unbekannt, Christel Gödecke, Heinrich Barmbold (Dirigent), Heinrich Harms und zwei Unbekannte. In der unteren Reihe Johannes Barmbold, Hermann Bischoff, zwei nicht Bekannte, Johannes Köhlmos und ein Unbekannter.

Die Vitrine wurde im Obergeschoß des Hauses Clüver aufgestellt. Auf der einen Seite ist eine
Lyra mit zwei Eichenzweigen und dem Spruch "In Freud und Leid zum Lied bereit" aufgestickt. Auf der anderen Seite steht: "Gesangverein Frisch auf - Achim - gegründet 1896. Neben der Fahne und dem Erinnerungsfoto von 1902 ist im Clüverhaus auch noch die Ehrenurkunde für Hinrich Klenke
von 1928 für 25 Jahre treue Mitgliedschaft im Gesangverein "Frisch auf" ausgestellt.

Ehren-Urkunde für Hinrich Klenke

Diese Ehren-Urkunde wurde 1928 dem Zigarrenmacher Hinrich Klenke gewidmet. Hinrich Klenke war der letzte Zigarrenmacher in Achim. Einen Teil seiner Zigarrenmacherstube kann man im Achimer Rathaus besichtigen.

Johann Harling hatte über den Gesangverein "Frisch auf" folgendes berichtet: Einige Turner des Turnvereins Achim beschlossen 1896 einen Gesangverein zu gründen. Die Gründer dieses Gesangvereins waren fast alle Zigarrenmacher. Johann Kleimann, der Großvater von Johann Harling, war auch Zigarrenmacher und der Fahnenträger von "Frisch auf". Der Name des Vereins
wurde in Anlehnung an das Motto der Turner: "Frisch - Fromm - Fröhlich - Frei" gewählt. Die Gründungsversammlung fand in der Turnhalle in der Buesstraße statt. Der Besitzer des Lokals war
damals Christel Gödecke. Gödecke war auch Mitglied im Gesangverein. Im Clubraum bei der Turnhalle wurde anfangs geübt. Als der Nachfolger von Gödecke die Turnhalle erweiterte, war dort nicht mehr genügend Platz für den immer größer werdenden Verein. Die singenden Zigarrenmacher zogen in das Bahnhofshotel neben dem alten Postgebäude ein.
Nach der Nazi-Machtergreifung wurde 1933 der Gesangverein "Frisch auf" ebenso wie die anderen Gesangvereine "Vorwärts" und "Teutonia" aufgelöst und sollten sich dem ältesten Gesangverein "Thalia" anschließen. Soweit bekannt ist, gingen vier Mitglieder von "Frisch auf" zum "Thalia", von den anderen Vereinen keiner.
Mit dieser Zwangsauflösung ging die Tradition und der komplette Nachlass des Vereins verloren.

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