Aus dem Achimer Kreisblatt vom 3. Februar 2006:

Dolch, Gefäß und Gürtelbeschlag
Bremens Archäologen über die Ausgrabungen von 2001 bis 2004 / Viele Fundstücke aus Mahndorf
Von Thomas Kuzaj

BREMEN. Scherben, Scherben, überall Scherben. Und mittendrin ein Mann, der mit Leidenschaft Geschichten erzählt, die zu den Scherben gehören: Professor Manfred Rech, der Landesarchäologe.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Dieter Bischop, einem Mit-Initiator der "Herculaneum"-Ausstellung im Focke-Museum, stellte Rech gestern eine neue Veröffentlichung vor. Darin geht es nicht um Ausgrabungen in Italien, sondern um Ausgrabungen in Bremen - es ist das neue Heft der "Bremer Archäologischen Blätter".
Thema: Die Funde der Jahre 2001 bis 2004.Funde, die auf dem Marktplatz gemacht wurden, an der Schlachte, in der Hemelinger und Mahndorfer Marsch - um nur einige Beispiele zu nennen. Gibt es große Baugruben in der Stadt, sind die Archäologen schnell vor Ort, um historisches Kulturgut zu retten.
Und nun stehen lauter Kästen und Kartons in Rechs Amtssitz an der Ronzelenstraße, gefüllt mit sorgfältig beschrifteten Plastiktüten. In den Tüten: Ton, Steine, Scherben - die Fundstücke. "Man kann was draus machen, wenn man genug Scherben hat". sagt Professor Rech. Und er holt ein Gefäß hervor; das aus einzelnen Scherben zusammengesetzt wurde. "Es ist aus der Zeit um Christi Geburt." Gefunden wurden die einzelnen Teile im Marschgebiet Mahndorf.

Professor Manfred Rech

Professor Manfred Rech präsentiert ein aus Scherben zusammengesetztes Gefäß - gefunden in Mahndorf. Foto: Kuzaj

Unter den Lehmflächen aus dem 11. und 12. Jahrhundert wurden in Mahndorf Siedlungen freigelegt, erstmals auch eine aus der Karolingerzeit. Also: "Auch in der Karolingerzeit konnte man da siedeln."
Aus der Steinzeit gruben die Archäologen in Mahndorf unter anderem Felsgesteinbeilchen aus. Aus dem ersten Jahrhundert nach Christus stammt ein Gefäß. Zum Vergleich: Im selben Jahrhundert versank Herculaneum nach dem Ausbruch des Vesuvs.
Deutlich jüngeren Datums ist ein gut erhaltener Nierendolch, den Dr. Dieter Bischop plötzlich in den Händen hält. Der Archäologe datiert ihn auf "1300 bis 1400". Ausgegraben wurde er auf dem Grundstück Schlachte 68. Ein Stück Kaufmannsgeschichte: "Es war die Repräsentationswaffe eines Bremer Patriziers", heißt es.
Viele Fundstücke aus dem Bereich der Schlachte werden in der neuen Ausgabe der "Bremer Archäologischen Blätter" beschrieben. Ein Gürtelbeschlag aus Messing ist darunter; im Uferschlick wurde eine verzierte Hanseschale geborgen.
Breiten Raum nehmen in den "Archäologischen Blättern" die Marktplatz-Ausgrabungen von 2002 ein, die großes Aufsehen erregten. Eine "einmalige Chance", die Geschichte des Platzes freizulegen. Scherbe für Scherbe, Schicht für Schicht.

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