Aus dem Achimer Kreisblatt vom 9. November 2006:

Stadtarchivar sicherte Schatz
Karlheinz Gerhold bekam in Hessen den Nachlass des früheren Stadtdirektors Johann Gröffel
Von Manfred Brodt

ACHIM . Der Achimer Stadtarchivar Karlheinz Gerhold ist auf Dienstreise gegangen, um einen Schatz zu sichern: Bei Rose-Marie Herms, Tochter des früheren Achimer Nachkriegsbürgermeisters und Stadtdirektors Johann Gröftel, in der Nähe des hessischen Groß Gerau bekam er den Nachlass des Ex-Verwaltungschefs in Achim.
Viele persönliche Dokumente sind es, die der Stadtarchivar mitnahm: Taufschein, Unterlagen zum Grundstück Parkweg Achim 147 und auch die Bewilligung des Antrags auf Erteilung der Genehmigung zum Abschuss von Wildkaninchen vom Mai 1943. Der nationalsozialistische Landrat schreibt: "Ich erhebe keine polizeilichen Bedenken dagegen, dass Sie gemäß 7. Verordnung zur Ausführung des Reichsjagdgesetzes vom 10. Dezember 1942 als Eigentümer des in Achim Parkweg 142 belegenen Grundstücks in dem befriedeten Hofraum und Hausgarten des genannten Grundstücks Raubwild, Kaninchen und Drosseln fangen, töten - auch mit einer Schusswaffe, aber ohne Mantelgeschoss - und für sich behalten, sofern hierdurch nicht eine Störung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit oder eine Gefährdung von Menschen verursacht wird. Die an Ihrem Hausgarten angrenzenden Nadelholzbestände gehören, obgleich sie eingezäunt sind, nicht zu dem befriedeten Bezirk, in welchem Sie Raubwild, Kaninchen oder Drosseln fangen oder töten dürfen."

Karlheinz Gerhold und Bürgermeister Uwe Kellner

Stadtarchivar Karlheinz Gerhold (l.) und Bürgermeister Uwe Kellner freuen sich über den neuen Schatz, den Nachlass des Ex-Stadtdirektors Johann Gröffel. Foto: Brodt

Johann Gröffel war zwischen 1932 and 1945 auch Schiedsrichter und pfiff höchste Spiele wie Werder Bremen gegen Sparta Prag, von Hannover 96, Braunschweig oder Kiel vor großen Zuschauerkulissen. In Zeitungsartikeln wird ihm tadellose Leistung und umsichtige Leitung, die das Spiel zum Laufen brachte, bescheinigt.
1945 war der am 14. April 1908 geborene Gröffel Bürgermeister in Achim und wurde dann auch noch von den Briten als Oberkreisdirektor eingesetzt. Ein Schriftwechsel belegt, dass er den britischen Gouverneur 1946 ersuchte, ihm die Bürde des Oberkreisdirektors abzunehmen, und dass der Gouverneur einwilligte, wenn der Kreistag einen geeigneten Nachfolger finde.
Die von Bürgermeister Fritz Rübeck unterschriebene Ernennungsurkunde belegt, dass Gröffel 1948 Gemeindedirektor wurde und dies mit dem späteren Titel Stadtdirektor bis 1962 blieb. 1961 war er noch für sechs Jahre zum Stadtdirektor gewählt worden, doch Gröffel starb 1962.
Vor seiner Tätigkeit als Stadtdirektor war Gröffel während der letzten Kriegsjahre übrigens als Leiter der kaufmännischen Abteilung in der Achimer Brotfabrik tätig. Sein Zeugnis trägt die Unterschrift von Fritz Lieken, Firmenbegründer und Erfinder des Vollkkornbrots. Auch das ist in diesen Tagen der Ungewissheit um die Zukunft der Achimer Brotfabrik ein Dokument nicht ohne Reiz, stellt auch Bürgermeister Uwe Kellner fest.
Stadtarchivar Gerhold ist angesichts des neuen Schatzes jedenfalls happy und regt andere zur Nachahmung an: "Alle Achimer, die interessante Unterlagen und Dokumente haben, sollten sich beim Stadtarchiv im Rathaus melden. Wie viel geht sonst verloren."

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