Aus dem Achimer Kreisblatt vom 3. Juni 2013

Der Herkunft der Hünenburg auf der Spur
Kreisarchäologin über Ausgrabungen

BADEN. Auf Einladung der Geschichtswerkstatt Achim referierte Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum 1.000-jährigen Ortsjubiläum Badens über archäologische Forschungsergebnisse aus den Grabungen im Ortsteil Baden. Und die gibt es zahlreich, wie auch die über 50 interessierten Gäste des Vortrags überrascht feststellen mussten.
"Die ganz alten Badener" war daher das Motto des Abends. Detailliert informierte Dr. Precht über die Fundstellen und Funde aus allen Epochen, die in Baden vorkommen, und das alles kenntnisreich, lebendig und anschaulich illustriert von Klaus Lindenbauer, der Lebensbilder der frühen Siedler - wenn auch phantasievoll ausgeschmückt - beisteuerte. Es wurden allerdings keine Funde aus Hinterlassenschaften der Neandertaler oder aus der Zeit der "Nelly von Bierden", dem Mesolithikum oder der mittleren Steinzeit, also vor rund 10.000 Jahren lokalisiert, obwohl sich sicher auch in diesen Epochen Menschen im Bereich Badens aufgehalten haben dürften.

Karlheinz Gerhold und Dr. Jutta Precht

Karlheinz Gerhold von der Achimer Geschichtswerkstatt mit Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht. Foto: Hägermann

So sind als "älteste Badener" Angehörige der sogenannten Trichterbecherkultur aus der Jungsteinzeit vor rund 5.000 Jahren anhand von Scherbenfunden nachgewiesen. Diese Kultur baute die Großsteingräber (Megalithgräber), danach die Grabhügel, von denen auch einige in Baden entlang der Autobahn vorhanden sind. Typische Beigabe waren winzige Tonbecherchen in Schnapsglasgröße, die möglicherweise Drogen für die Bestattungszeremonie enthielten. Auch eine seltene Totenhütte - schon eine kleine archäologische Sensation - wurde hier entdeckt und rekonstruiert: In ihr wurde der Leichnam aufgebahrt, danach die Hütte verbrannt und der Leichnam anschließend bestattet.
Die in ganz Europa ab 1.200 vor Christus nachweisbare Totenverbrennung als neue Bestattungsform ist auch für Baden bezeugt. Urnengräber am Schraderberg und andere eisenzeitliche Urnenfunde sind stille Zeugen dieser Epoche vor Ort.
Breiten Raum nahm dann erwartungsgemäß die Hünenburg ein. Nach Dr. Prechts Ausführungen sei nunmehr sicher, dass die Anlage von vornherein als Halboval konzipiert und gebaut wurde. Zur Weser hin war keine Befestigung wegen des Steilhanges nötig. Die wahrscheinlichste Datierung geht nach den Forschungen des verstorbenen Burgenforschers Dr. Wilhelm Heine und nach neuen Quellenanalysen durch den Mediävisten Prof. Dr. Dr. Bernd Ulrich Hucker ins 11. Jahrhundert: Danach dürfte die Wallanlage ein Bau des Bremer Erzbischofs Adalbert sein. Sie diente wohl der Sicherung des Weserübergangs, der Kontrolle der Weserschifffahrt am strategisch optimalen Standort und auch der Repräsentation des Burgherrn. Dafür sprächen allein schon die gewaltigen und beeindruckenden Ausmaße des Walles.
Ob ein vom Heidedichter August Freudenthal Ende des 19. Jahrhunderts beschriebener Vorwall wirklich zur Gesamtanlage dazugehört oder Schanzarbeiten aus der Zeit des 17. Jahrhunderts zuzurechnen ist (Schwedenschanze) ließe sich wohl nur durch Lufterkundungen mit modernsten Techniken klären. Dazu wollen Kreisarchäologie und Geschichtsverein Finanzierungsmöglichkeiten ausloten.

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