Jahresbericht der
Geschichtswerkstatt Achim
2004/2005

(von Karlheinz Gerhold, Achim-Baden)

Im Berichtszeitraum, dem 18. Jahr seit der Vereinsgründung, hat die Geschichtswerkstatt Achim mit etlichen Vortragsveranstaltungen, Exkursionen und Publikationen die Regionalgeschichtsforschung gefördert. Im Zentrum ihres Interesses stand erneut die Erforschung und Dokumentation bislang vernachlässigter Teile der lokalen Geschichte, betrachtet nach der Idee der Geschichtswerkstattsbewegung als "Geschichte von unten" - aus der Sicht der Betroffenen. Für den schnellen Zugriff steht dabei die Internet-Seite www.geschichtswerkstatt-achim.de mit vielen Details zur Achimer Regionalgeschichte zur Verfügung.


Veranstaltungen

Das Veranstaltungsjahr 2004/2005 begann am 15. August 2004 mit einer Exkursion im Rahmen des städtischen Ferienspaßprogramms: "Fahrt in die Römerwelt" lautete das Ziel,
genauer ins Jahr 9 n. Chr. und zwar zum Ort der legendären Varusschlacht nach Kalkriese bei Osnabrück. Mit von der Partie waren auch eine Gruppe von 16 Schülerinnen und Schülern, die sich im Rahmen des städtischen Ferienspaßangebotes diese Fahrt ausgesucht hatten.
Ein kleines Quiz im Bus zeigte dann auch gleich, dass sich die Kinder schon mit Caesar, Augustus, dem römischen Limes und den Akteuren der Varusschlacht Arminius und Varus gut auskannten. Eine kindgerechte Führung im Park und Museum Kalkriese steuerte dann noch eine Vielzahl von bemerkenswerten Fakten bei. Und es ging nicht nur um Krieg und Schlachtgetümmel, sondern die Beziehungen zwischen Rom und Germanien, Lebensgewohnheiten der Römer und Germanen, wie sie sich kleideten, was sie aßen und vieles mehr wurde während des Nachmittags lebendig präsentiert. Natürlich durfte auch eine Begehung der jüngsten Ausgrabungsstätte und der obligatorische Blick vom jetzt fertig gestellten Aussichtsturm nicht fehlen. Die historischen Hintergründe der Varusschlacht sind uns von römischen Schriftstellern überliefert. Details finden sich auf der Internet-Seite www.kalkriese-varusschlacht.de:
"Im Jahre 7 nach Christus hatte Publus Quinctillius Varus als Statthalter die Verwaltung Germaniens übernommen. Zu der Zeit herrschte in Rom Kaiser Augustus. Dass Germanien schon völlig unterworfen sei, war eine grobe Fehleinschätzung der Römer. Varus hatte im Jahre 9 n.Chr., wie in den vorhergehenden Jahren, in Germanien die Vorbereitung für die Überführung des Landes in eine römische Provinz vorangetrieben. Seine wichtigsten Aufgaben waren das Schlichten innergermanischer Streitigkeiten und die Einführung des römischen Rechts- und Tributsystems. Dies tat er wohl teilweise mit wenig Feingefühl und Rücksicht auf germanische Traditionen. In seiner Begleitung befand sich unter anderen germanischen Adeligen auch der Cheruskerfürst Arminius. Wie üblich, war Varus im Spätsommer mit seinem gesamten Heer und Gefolge auf dem Rückweg in die Winterquartiere an der Lippe oder am Rhein, im Inneren des Landes verblieben nur kleinere Einheiten mit Überwachungsaufgaben. Im Gebiet der Cherusker nahe der Weser erreichte ihn die Nachricht über einen Aufstand in einer Gegend, die durch seinen Weg eigentlich nicht berührt worden wäre. Er beschloss, einen Umweg zu machen, um diese - vorgetäuschte - Revolte niederzuschlagen.
Die Germanen lockten ihn in ein unwegsames Gebiet, den Teutoburger Wald. Auf dem Weg zu der vermeintlichen Revolte wurden die Römer von heimlich zusammengerufenen Kriegern der Cherusker, Brukterer, Marser und Chatten unter Führung des Arminius angegriffen, der sich kurz vorher vom römischen Heer abgesetzt hatte. In einer für das römische Militär ungünstigen topographischen Situation mussten die Soldaten nicht nur gegen die germanischen Krieger, sondern auch gegen abtrünnige germanische Hilfstruppen im eigenen Heer kämpfen. Im Verlauf einer sich über mehrere Tage hinziehenden Schlacht verschanzten sich die Römer in der ersten Nacht noch in einem Lager, in der zweiten Nacht gelang dies nur noch ansatzweise. Endlich wurde das römische Heer weitgehend aufgerieben, nur wenigen gelang die Flucht, einige gerieten in Gefangenschaft. Varus stürzte sich angesichts der ausweglosen Situation in sein Schwert. Die Germanen töteten auf - aus römischer Sicht - äußerst barbarische Weise die gefangenen Offiziere, dem Varus schnitten sie den Kopf ab. Kaiser Augustus soll äußerst verzweifelt über die Niederlage gewesen sein. Die Nummern der untergegangenen Legionen, 17-18-19, wurden nie wieder vergeben."

Eine weitere Exkursion führte die Geschichtswerkstatt am 5. September 2004 nach Rethem an der Aller, dessen Sehenswürdigkeiten besichtigt wurden.

Am Tag des Offenen Denkmals (12. September) führte Manfred Drees durch die Achimer Mühle.

Am 13. September 2004 folgte eine Vortragsveranstaltung. Eva Spielberger aus Malmö gab einen erschütternden Zeitzeugenbericht zum "KZ-Außenkommando Uphusen".

"Achimer Postbelege und Siegelmarken" zeigte der Verein am 3. Oktober in einer kleinen Ausstellung im Haus Clüver.

Der Baden-Experte Heinz Kuhlmann referierte am 5. Oktober 2004 über die Flurnamen der Badener Marsch. In Kooperation mit dem Stadtarchiv Achim und dem Achimer Heimatverein wurde im Rathaus vom 25. September bis zum 16. Oktober 2004 die Ausstellung "Die Novemberrevolution 1918 in Bremen und Achim" gezeigt.

Mit dem Heft XI der Achimer Geschichts-Hefte hat die Geschichtswerkstatt Achim nach mehrjähriger kreativer Pause wieder eine vielfältige Publikation mit diversen Beiträgen zur lokalen Achimer Geschichte vorgelegt.
Titelthema ist ein Beitrag von Edith Bielefeld zur Wiederbewaffnung und Gründung der Bundeswehr im Spiegel der Achimer Presse. Der ehemalige Bundesbauminister Karl Ravens hat sich mit der jüngsten Stadtgeschichte Achims, vor allem der Siedlungsgeschichte und städtebaulichen Entwicklung seit Verleihung der Stadtrechte im Jahre 1949 befasst. Karl Heinz Hildebrandt ging der Frage nach, ob die Römer vor 2000 Jahren im Raume Achim ein Militärlager unterhielten. Ein Beitrag des Insektenforschers am Bremer Überseemuseum Helmut Riemann behandelt die Bedeutung der Achimer Weserdeiche als Biotope für Flora und Fauna, insbesondere für seltene Stechimmenarten. Ans "Torfstechen - wie ich es als Kind erlebte" erinnert Reiner Aucamp und erläutert die wohl schwerste Art der Brennstoffversorgung mit Erlebnissen aus dem Badener und Ueser Moor. Elke Gerbers beschreibt den Kirchturm der St. Laurentius-Kirche als Achims ältestes Bauwerk und stellt die von Professor Hucker entdeckte Putzritzinschrift AMXC aus dem Jahre 1090 vor. Das aktuelle Interview gab Zeitzeugin Käthe Othersen zu ihrem 90. Geburtstag. Vereinsvorsitzender Karlheinz Gerhold stellt in der Serie "Zur Person" den ersten Badener Bürgermeister der Nachkriegszeit Fritz Zickler vor und beschreibt in der Serie "Achimer Vereine - eine unendliche Geschichte" die Ortsgruppe Baden des antifaschistischen "Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold", die während der Weimarer Republik für Rechtsstaat und Demokratie eintrat. Weitere Einzelbeiträge runden das 60 Seiten umfassende Heft ab.

Am 31. Oktober 2004 gaben Hanna Gerhold und Helmut Cyriacks "Plattdütsche Döntjes un Riemels" zum Besten.

Am 2. November folgte ein weiterer Vortrag mit Heinz Kuhlmann und Karlheinz Gerhold, der vor allem die Siedlungsgeschichte Badens darstellte: "Baden in alten Ansichten - Menschen, Häuser, Straßen und Landschaft vor 100 Jahren" lautete das Motto.

Die Jahreshauptversammlung bestätigte am 1. Februar 2005 den Vorstand mit Karlheinz Gerhold (1. Vorsitzende), Sabine Osmers (2. Vorsitzende), Karl-Heinz Hildebrandt (Redaktionssprecher), Edith Bielefeld (Schriftführerin), Reiner Aucamp (Kassenverwalter) und Elke Gerbers, Heinz Kuhlmann und Helmut Cyriacks als Beisitzer.

Die Flurnamen der Badener Geest und ihre Bedeutung standen schließlich im Mittelpunkt des dritten Vortrags von Heinz Kuhlmann, den der Baden-Forscher am 8. Februar 2005 hielt.

"Karl der Große und die Sachsen" lautete der Titel eines Dia-Vortrags am 5. April 2005, durch den Karl-Heinz Hildebrandt die Bedeutung des Frankenkönigs und späteren Kaisers für die hiesige Region beleuchtete.

Während des traditionellen Volksfestes "Badener Pfingstwiese" zeigte die Geschichtswerkstatt am 13. und 16. Mai 2005 alte Ansichten des Ausflugsortes Baden im Festzelt auf der Weserwiese in Baden.

Mehrere regionalhistorische Sprechstunden im Vereinssitz, dem Haus Clüver, etliche Arbeitsgruppensitzungen und eine erstmals ausprobierte Veranstaltungsform, der "Historische Stammtisch", bei dem in ungezwungener Atmosphäre regionalhistorische Themen erörtert werden, rundeten das Veranstaltungsprogramm ab.


Veröffentlichungen

1. Gerhold, Karlheinz, Jahresbericht der Geschichtswerkstatt Achim 2003/2004, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 2005, S. 281 ff.

2. Gerhold, Karlheinz, "...so seien die Kommunisten schuld, die ihnen in den Rücken fallen! - Schlaglichter aus der Geschichte der Achimer Arbeiterbewegung - Teil 10: 1930" , in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 2005, S. 157 ff.

3. Geschichtswerkstatt Achim e.V. (Hrsg.), Historisches Achim, Bildkalender 2005, Verden, Haus der Werbung, 2004.

4. Geschichtswerkstatt Achim e.V. (Hrsg.), Achimer Geschichts-Hefte, Regionalhistorisches Magazin der Geschichtswerkstatt Achim, Heft XI, Achim 2004 (60 Seiten).

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