Schaudepot für Achim? - Jahresbericht der
Geschichtswerkstatt Achim
2008/2009

von Karlheinz Gerhold, Achim-Baden

Im Vereinsjahr 2008/2009 führte die Geschichtswerkstatt im 23. Jahr ihres Vereinsbestehens erneut eine stattliche Anzahl von Veranstaltungen und Aktivitäten durch, die die Erforschung und Dokumentation der Regionalgeschichte, wie in der Vereinssatzung vorgesehen, zum Inhalt hatten.

Das Veranstaltungsprogramm 2008/2009 begann am 17. August 2008: Die Exkursion der Geschichtswerkstatt Achim im Rahmen des städtischen Ferienspaßes führte die Schülergruppe unter Leitung von Vereinschef Karlheinz Gerhold am 17. August 2008 zum Steinhuder Meer. Dort setzte man im Boot über zur Insel "Wilhelmstein". Die Inselfestung ließ Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe in den Jahren 1761 bis 1767 künstlich als vierstrahlige Anlage mit modernster Bewaffnung errichten. Sie beherbergte ursprünglich eine Militärschule. Zu ihren Schülern zählte der preußische General und Heeresreformer Scharnhorst. Rund um die Hauptinsel wurden weitere 16 Außenwerke errichtet, auf denen Werkstätten, Magazine, Studienräume und sogar ein Versuchsgarten eingerichtet wurden. Graf Wilhelm gilt als Aufklärer, der seiner Zeit weit voraus war. Die künstliche Insel selbst galt im 18. Jahrhundert als Zentrum des Zwergstaates Schaumburg-Lippe. Der Ausflug der Geschichtswerkstatt Achim endete schließlich mit einer beeindruckenden Besichtigung des Insektenmuseums am Steinhuder Meer, in dem vor allem lebendige Skorpione und Vogelspinnen den von Emel Huran und Nadja Süßkind betreuten Achimer Kindern manchen Schauer über den Rücken jagten.

Am Tag des Offenen Denkmals begeisterte Vereinsmitglied Manfred Drees am 14. September 2008 mit wahren und nicht ganz wahren Geschichten zur Achimer Vergangenheit im Rahmen einer auf große Resonanz stoßenden "Nachtwächterführung" durch Alt-Achim. Am 7. Oktober setzte Baden-Kenner Heinz Kuhlmann seine Vortragsreihe zur Badener Geschichte mit einem Referat über die "Verkoppelung der Badener Marsch" fort.
Hauptthema der Jahreshauptversammlung der Geschichtswerkstatt Achim war die Frage der Berücksichtigung Achims in der Museumslandschaft im Landkreis Verden. Als besonderen Gast konnte der in seinem Amt als 1. Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Achim bestätigte Vereinschef Karlheinz Gerhold die Leiterin des Deutschen Pferdemuseums, Gisela Fürle, begrüßen, die an der Jahreshauptversamrnlung in ihrer Eigenschaft als Museumsbeauftragte fiir den Landkreis Verden teilnahm. Die Mitglieder der Geschichtswerkstatt bemängelten in der Aussprache die geringe Repräsentanz Achims als größter Stadt im Landkreis in der Museumslandschaft des Landkreises Verden. Am liebsten wäre den hiesigen Geschichtsinteressierten natürlich die Einrichtung eines informativen und innovativen Stadtmuseums, das sich der Präsentation der lokalen Geschichte Achims widmet. Da konnte die Museumsbeauftragte allerdings keinerlei Zusagen machen, weil eine kreisweite Förderung nur fiir Einrichtungen mit überregionaler Bedeutung denkbar sei, wie sie beispielsweise beim Verdener Domherrenhaus und auch beim Deutschen Pferdemuseum unzweifelhaft vorliege. Dagegen brachte Gisela Fürle eine neue Variante einer Präsentation der Vergangenheit ins Spiel, die auf große Resonanz bei den Mitgliedern der Geschichtswerkstatt stieß: Wenn sich eine städtische Immobilie fände, könnte die Darstellung der Achimer Geschichte mit den bekanntlich zahlreich vorhandenen Pretiosen aus Achims Vergangenheit und anderen zeigenswerten Exponaten in Form eines "Schaudepots" mit sich selbst erklärenden Sammlungen in Vitrinen erfolgen. Dazu wären der kostenträchtige Personalaufwand und der ganze fiir ein Museum erforderliche Apparat nicht erforderlich. Der Zweck, die eigene Geschichte des Ortes aufzubereiten und insbesondere auch in Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen mit der lokalen Historie zu arbeiten, würde dennoch erreicht. Weil hierfür noch etliche Sachfragen zu klären sind, setzte die Versammlung eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Karlheinz Gerhold ein, die die erforderlichen Fakten für eine Antragstellung bei den städtischen Gremien zusammenstellen soll. Dabei ist als Ziel klar die verbesserte Einbeziehung Achims in die kreisverdener Museumslandschaft formuliert worden.

Am 7. April 2009 referierte der Verdener Historiker Dr. Joachim Woock über die Gestapo im Landkreis Verden.

Am 3. Mai 2009 legte die Geschichtswerkstatt Achim mit Heft 14 der Achimer Geschichts-Hefte ihre jüngste Publikation zur Achimer Regionalgeschichte vor, die wieder einen bunten Strauß von Beiträgen enthält. Sowohl die ganz große Geschichte mit "Carl Friedrich Gauß - dem Pionier der Vermessungstechnik" als auch wirklich Lokales wie "Das Dorf Baden in den Jahren 1918 bis 1945" und die Klärung der Frage, warum der größte Achimer Ortsteil Baden im Jahre 2013 seine 1000-Jahr-Feier wird begehen können, bieten dem geschichtlich Interessierten Wissenswertes und Abwechslungsreiches über Achim. Und seitdem der Ortsteil Bollen mit Reinhard Dietrich einen an der Bollener Geschichte interessierten Autor gefunden hat, ist auch dieser Ortsteil regelmäßig in den Achimer Geschichts-Heften vertreten. Diesmal mit einem Bericht über das Aufsitzmäher-Racing-Team. Schließlich sorgt Hans-Jörg Eßler aus Oldenburg mit einem Bericht aus seiner Jugend über "die wilden sechziger Jahre in Achim" für interessante Details zur neueren Geschichte.

Schließlich beteiligte sich der Verein am 9. Mai 2009 im Verdener Rathaus mit einem großen eigenen Stand an der 9. Norddeutschen Computer-Genealogie-Börse, die von den "Verdener Mäusen", der kreisverdener familiengeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft, organisiert wurde. Dem folgte am 19. Mai 2009 ein Vortrag von Karl Heinz Hildebrandt über "Wege und Straßen in Alt-Achim - Entwicklung der ältesten Infrastruktur im Raume des Altkreises Achim". Während der Badener Pfingstwiese zeigte die Geschichtswerkstatt wieder alte Ansichten von Baden und seinen Einwohnern im Festzelt auf der Wiese am Badener Weserufer.

Regelmäßige regionalhistorische Sprechstunden im Haus Clüver, die Jahresabschlussfeier bei heißem Punsch und das traditionelle Spargelessen im Juni 2009 rundeten das vielseitige Veranstaltungsprogramm ab, von dem Vieles auch auf der Internetpräsenz der Geschichtswerkstatt Achim unter www.geschichtswerkstatt-achim.de nachgelesen werden kann. Daneben befindet sich auch noch die neue von der Geschichtswerkstatt initiierte Internetpräsenz über die Geschichts- und Heimatvereine und Archive, Museen und Sammlungen im Landkreis Verden unter www.geschichte-im-landkreis-verden.de im Aufbau.


Publikationen
1. Geschichtswerkstatt Achim e. v. (Hrsg.), Achimer Geschichts-Hefte, Heft XIV, Achim 2009, 60 Seiten
2. Geschichtswerkstatt Achim e. v. (Hrsg.), Achim und seine Ortsteile - ein Bildkalender in alten Ansichten für das Jahr 2009, Verden, Haus der Werbung 2008
3. Geschichtswerkstatt Achim e. v. (Hrsg.), Grußkarte zum Neujahr 2009, Achim 2008
4. Gerhold, Karlheinz, Jahresbericht der Geschichtswerkstatt Achim 2007/2008, In: Heimatkalender für den Landkreis Verden 2009, Verden 2008, S. 321 ff.
5. Dietrich, Reinhard, Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte im Altkreis Achim - eine chronologische Dokumentation, mit einem Vorwort von Karlheinz Gerhold, herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Achim e. V., Verlag Haus der Werbung, Verden 2008 (114 Seiten).

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