Jahresbericht der
Geschichtswerkstatt Achim
2001/2002

(von Karlheinz Gerhold, Achim-Baden)

Im Berichtszeitraum besteht die Geschichtswerkstatt Achim als aktiver und produktiver regionalhistorischer Verein bereits seit 15 Jahren. Die rund 90 Mitglieder des Vereins hatten erneut Gelegenheit, sich selbst als Erforscher der Vergangenheit einzubringen oder aber im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen der Geschichtswerkstatt an den Forschungsergebnissen, Erkenntnissen und Aussagen anderer teilzuhaben. Mit Karl Frankenfeld (7.8.2001) und Johann Harling (Sept. 2001) verlor der Verein zwei engagierte Mitglieder, denen der Verein ein ehrendes Andenken bewahren wird.


Veranstaltungen

Das Veranstaltungsjahr 2001/2002 begann am 24. Juni 2001 mit einem regionalhistorischen Rundgang durch Alt-Baden unter Leitung von und mit Erläuterungen durch Heinz Kuhlmann. Ziel war die Badener Marsch, wo der Referent alte Wasserläufe der Aller und Weser aufzeigte.
Vom 18. Juni bis zum 6. Juli 2001 zeigte die Geschichtswerkstatt aus Anlass der Vorstellung ihres neuen Baden-Buches "Gruß aus Baden IV" in der Sparkasse Baden eine weitere Ausstellung mit alten Ansichten des Dorfes Baden und seiner Einwohner. An der Eröffnungsveranstaltung am 18. Juni 2001 nahmen auch Bürgermeister Christoph Rippich und Landrat Hans-Jürgen Wächter teil, die beide die Bedeutung der Geschichtswerkstatt für die regionale Geschichtsforschung hervorhoben.

Am 12. August 2001 wurde mit Sekt auf die Fertigstellung des Dachgeschosses im Haus Clüver angestoßen, wo der Verein zusammen mit dem Heimatverein wertvolle Archivalien, Bücher und Gegenstände zur Regionalgeschichte lagert. Gleichzeitig konnte das computererfasste Bestandsverzeichnis der umfangreichen über 1.000 Bände umfassenden Vereinsbibliothek vorgestellt und auch der Leiterin der Achimer Stadtbücherei, Susanne Adolph, übergeben werden.
Am 16. September 2001 führte der jährliche Ausflug in der Reihe der regionalhistorischen Exkursionen die Mitglieder der Geschichtswerkstatt zum mittelalterlichen Katharinen-Markt nach Hoya mit einer interessanten Stadtführung durch Vereinsmitglied Willi Schreiber. Helmut Cyriacks und Hanna Gerhold begeisterten erneut über 30 Zuhörer am 6. November 2001 im KASCH mit "plattdütschen Döntjes un Riemels".

Am 6. November 2001 folgte eine Führung durch das Stadtarchiv mit Präsentationen interessanter Zugänge durch Stadtarchivar Karlheinz Gerhold.
Am 13. November 2001 stellten Edith Bielefeld und Karlheinz Gerhold mit dem Dia-Vortrag in Gieschens Hotel "50 Jahre Stadt Achim - Bilder aus dem Leben einer Stadt" das gleichnamige Buch aus dem Verlag Atelier im Bauernhaus vor, das mit Unterstützung der Stiftung der Kreissparkasse Verden als Ergebnis des Fotowettbewerbs der Jahre 1999 und 2000 erscheinen konnte und zahlreiche wertvolle historische Fotos mit Erläuterungen der fünf Dekaden seit 1949 enthält.

Die traditionelle Weihnachtsfeier im KASCH beendete am 4. Dezember 2001 mit heißem Punsch die Veranstaltungsreihe 2001.
Am 13. Januar 2002 besichtigte der Verein die Ausstellung "Das gemalte mittelalterliche Buch - berühmte Bücher in Prachtfaksimiles" im Domherrenhaus zu Verden.
Dem folgten am 15. Januar 2002 ein Vortrag von Joachim Woock im Haus Clüver zum Thema "NS-Justiz und NS-Justizkarrieren nach 1945 im Landgerichtsbezirk Verden" und am 26.Februar 2002 eine Führung mit Joachim Woock durch die Ausstellung im Landgericht Verden "Justiz im Nationalsozialismus - über Verbrechen im Namen des deutschen Volkes".
Die Jahreshauptversammlung bestätigte am 4. Februar 2002 im Haus Clüver den Vorstand, bestehend aus Karlheinz Gerhold (1. Vorsitzender), Sabine Osmers (2. Vorsitzende), Edith Bielefeld (Schriftführerin), Hartmut Hagemann (Kassenverwalter), Bernd Hense (Redaktionssprecher), Elke Gerbers (Beisitzerin), Helmut Cyriacks (Beisitzer) und Heinz Kuhlmann (Beisitzer).
Aufregung gab es wegen der Finanzierung dreier neuer Vitrinen, die aber durch eine Ratenvereinbarung beigelegt werden konnte.
Karl-Heinz Hildebrandt referierte am 4. März 2002 im Haus Clüver über den Universalgelehrten Carl Friedrich Gauß und die Vermessungstechnik in unserer Region.
Dem folgte am 7. Mai 2002 ein Vortrag von Heinz Kuhlmann im Gasthaus Zur alten Wasserburg in Baden über die Geschichte des Dorfes Baden und seine Nachbarn in alter Zeit. Das traditionelle Spargelessen beendete das Veranstaltungsprogramm 2001/2002 am 14. Mai 2002 im KASCH.
Abgerundet wurde das Programm durch einige regionalhistorische Sprechstunden im Haus Clüver, dem Vereinssitz, wo erneut Interessierte, vor allem Schülerinnen und Schüler, wieder die Gelegenheit nutzten, Fragen zur Regionalgeschichte mit Hilfe der umfangreichen Vereinsbibliothek und des Vereinsarchivs zu klären.
Besonders hervorzuheben sind zudem die Anstrengungen der Arbeitsgruppen des Vereins bei der Erfassung und Archivierung der Archivalien und Buchbestände und beim Aufbau einer eigenen neuen Homepage im Internet, die Ende 2002 fertig gestellt sein soll.


Grabstein aus dem Jahre 1722 gerettet

Die ständigen Aufrufe der Geschichtswerkstatt und des Achimer Stadtarchivs, dass für die Regionalgeschichtsforschung bedeutsame im Privatbesitz befindliche Archivalien, Fotos und Artefakte und andere Objekte erhalten und aufbewahrt werden sollen und der Geschichtsforschung nutzbar gemacht werden sollen, haben erneut gefruchtet. Aktuell konnte aufgrund eines Hinweises eines Achimer Hauseigentümers ein interessanter Grabstein aus dem Jahre 1722 sicher gestellt werden, der als Türschwelle die Jahrzehnte überdauert hatte. Dabei handelt es sich um den Grabstein des am 19.4.1722 verstorbenen Achimer Gastwirts Johann Henrich Hörmann, der am 27.2.1681 geboren war und am 29.4.1710 die Gastwirtswitwe Margaretha Elisabeth Wichmann, geborene Schlüßing, heiratete.

Hörmann ist der Sohn des Amts-Vorbürgers Jürgen Hörmann aus Rethem, der eine Hausstelle innehatte, die der Grundherrschaft des Amtes Rethem unterstand. 1)

Der Grabstein trägt ein Wappen mit einem Einhorn und folgende Inschrift, die die Daten der Eintragungen im Kirchenbuch der Achimer St. Laurentius-Kirche ergänzt:

"Anno 1681 DEN 27 FEBRUARY IST DER
ERENVESTE U ACHTBARE JOHAN HINRICH HÖRMANN
AUF DIESE WELT GEBOHREN UND ANNO 1722 DEN 19.
APRILIS SEELIG IN SEINEN ERLÖSER ENTSCHLAFEN
SEINES ALTERS 41. JAHR 51 TAGE."

Nach Recherchen von Stadtarchivar Günter Schnakenberg war Hörmann Gastwirt und betrieb die Poststation Achim.

Der Grabstein wurde auf Initiative der Geschichtswerkstatt und des Stadtarchivs sicher gestellt und soll in Absprache mit dem Kirchenvorstand bei der St. Laurentius-Kirche zusammen mit anderen alten erhaltenswerten Grabsteinen aufgestellt werden.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig eine Sensibilisierung der Bevölkerung ist, damit Objekte dieser Art gerettet werden und nicht unwiederbringlich vernichtet werden.


Veröffentlichungen

Gerhold, Karlheinz/Kuhlmann, Heinz: Gruß aus Baden, Teil IV: Bilder aus der Geschichte eines alten Ausflugsortes. Geschichtswerkstatt Achim, Achim 2001, 114 Seiten.

Bielefeld, Edith/Brodt, Manfred/Dressler, Cornelia/Gerhold, Karlheinz: 50 Jahre Stadt Achim, Bilder aus dem Leben einer Stadt. Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2001, 160 Seiten.

Gerhold, Karlheinz: Jahresbericht der Geschichtswerkstatt Achim 2000/2001, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 2002, Verden 2001, Seite 73ff.

Gerhold, Karlheinz: "Schützt die Republik" - Schlaglichter aus der Geschichte der Achimer Arbeiterbewegung, Teil 7: 1927, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 2002, Verden 2001, Seite 87ff.



1) vgl. Brünecke, Werner/Gerhard, Gunther/Richter, Wilhelm: Das Erbregister des Amtes
Rethem von 1669. Ein Dokument zur Geschichte des alten Amtes Rethem, seiner Dörfer, Höfe und Bauern. Walsrode 1992.

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