05. Februar 2015

Geschichtswerkstatt erinnert an Befreiung vom Faschismus vor 70 Jahren

Von Karlheinz Gerhold

Achim. Wichtigster Tagesordnungspunkt während der Jahreshauptversammlung der Geschichtswerkstatt Achim war die Festlegung der Schwerpunktthemen in der regionalhistorischen Bearbeitung der nächsten Zeit. Auch für 2015 und 2016 werden nach dem Willen der Mitglieder der erste und zweite Weltkrieg und deren Folgen auf Achim und Umgebung sein. Einige Forscher gehen nach jüngsten Erkenntnissen sogar von einem einzigen Krieg mit zwischenzeitlicher Unterbrechung der Kampfhandlungen aus, weil die wesentlichen Akteure auf beiden Seiten mit Deutschland als dem Hauptaggressor die gleichen waren.

Vereinsmitglied Fritz-Heiner Hepke regte an, dass die Geschichtswerkstatt mit einer Veranstaltung an die Befreiung vom Faschismus vor 70 Jahren erinnert: Dieses Ereignis jährt sich für Achim in diesem Jahre am 21. und 22. April 2015 zum 70. Male: Vor 70 Jahren begann am 21. April 1945 der Sturm auf Uesen und Achim, am Abend des 22. April 1945 war Achim von den britischen Einheiten besetzt und damit vom NS-Unrechtsstaat befreit. Die genauen militärischen Abläufe sind anhand der vom Ortschronisten Ernst Richter verfassten Kriegschronik der Volksschule Achim und der Schulchronik der Schule Uesen rekonstruierbar. Weitere Recherchen steuerten in ihren Publikationen der frühere Kreisarchivar Robert Kienzle und der frühere Stadtarchivar Horst Korte bei. Um aber auch die Lage der Bevölkerung und die Wirkungen dieser Ereignisse nachvollziehen zu können, werden noch Zeitzeugen gesucht, die selbst den Einmarsch der britischen Truppen miterlebt haben. Aber auch Personen, denen Berichte ihrer Eltern oder Großeltern über diese Zeit mündlich oder schriftlich vorliegen, werden gebeten, sich an Helmut Köhler oder Karlheinz Gerhold zu wenden. Am Dienstag, den 21. April 2015, sollen die Berichte dann in einer öffentlichen Veranstaltung um 19.00 Uhr präsentiert und ausgewertet werden.

Auch in dem für Ende 2015 geplanten Heft 20 der Achimer Geschichts-Hefte werden der erste und zweite Weltkrieg thematisiert. „Diese Geschichtsepoche wird uns wohl noch einige Zeit beschäftigen", prognostizierte dann auch der in seinem Amt als 1. Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Achim bestätigte langjährige Amtsinhaber Karlheinz Gerhold. Die Vorstandneuwahlen unter Leitung von Manfred Drees hatten im Übrigen folgendes Ergebnis: In den Vorstand wählte die Versammlung Helmut Köhler (2. Vorsitzender), Helmut Maack (Kassenverwalter), Werner Esdohr (Schriftführer), Hartmut Nill (IT-Verantwortlicher) und als Beisitzer Karl-Heinz Hildebrandt, Elke Gerbers und Gisela Galle; Kassenprüfer wurden Monika Köhler und Christa Petrek.

Des Weiteren beschlossen die Mitglieder, wegen der Optimierung des regionalhistorischen Bücherstandes der jüngst ins Achimer Rathaus umgezogenen Stadtbibliothek Gespräche aufzunehmen; damit soll auch eine elektronische Vernetzung dieser Medienbestände der Vereinsbibliothek der Geschichtswerkstatt und möglicherweise auch des Stadtarchivs mit der Stadtbibliothek erörtert werden. Außerdem will die Geschichtswerkstatt die Museumsdiskussion für Achim neu beleben, das Thema soll in dem von der Stadt initiierten Forum der Achimer Kulturschaffenden weiter verfolgt werden. Vereinsmitglied Werner Esdohr könnte sich dabei eine Sammlung zur technischen Entwicklung vorstellen, die mit dem rund 11.000 Jahre alten mesolithischen Schaber mit der „Venus von Bierden" beginnt und dann die Industrialisierung Achims mit den Beispielen Zigarrenindustrie, Runken, DESMA zum Inhalt hat und so sicher ein Alleinstellungsmerkmal besäße.

Buchprojekte der nächsten Zeit sind die Mitwirkung am Projekt „Geschichte des Nationalsozialismus im Landkreis Verden" und ein Bildband zum Thema „100 Jahre Öllager Baden/Uesen: Vom Kaiserreich nach Europa: 1916 - 2016", in dessen Mittelpunkt die Konversion steht. Einen ausführlichen Sachstandsbericht dazu steuerte Vereinsmitglied Herbert Kempa bei.

Ehrengast der Versammlung war die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Achim Dr. Angelika Saupe, die sich und ihre Arbeit vorstellte und gleich zwei Aufträge parat hatte: Zum einen bittet Dr. Saupe um Mitarbeit bei Interviews von Zeitzeugen, zum anderen sucht sie Infos über die erste Frau im Achimer Stadtrat in der 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, Lilli Grehn. Wer hier helfen kann, wende sich bitte direkt an Frau Dr. Saupe bei der Stadt Achim.

Vorstandsmitglieder 2015

Haben sich viel vorgenommen: die Mitglieder des Vorstandes der Geschichtswerkstatt Achim (v.l.n.r.): Karl-Heinz Hildebrandt, Hartmut Nill, Elke Gerbers, Vereinschef Karlheinz Gerhold, Helmut Köhler und Werner Esdohr. Foto: Marlies Migowsky

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