Aus dem Achimer Kreisblatt vom 14. Juli 2010:

Geheimnis der Justitia-Flasche gelüftet
Als Achim 3500 Einwohner hatte und Kaiser Wilhelm II. regierte / Bildhauer Jänisch schuf Figur
Von Manfred Brodt

ACHIM. Es war zwar nicht der berühmte Geist aus der Flasche, der entwich, aber interessant ist das Papier, das 104 Jahre in einer zugekorkten Flasche steckte und mit ihr in der Justitia-Skulptur des Hauses Obernstraße 17 steckte, allemal.
Beim Abriss des Hauses Obernstraße 17 für den Kreisel und der Bergung der mannshohen Justitia-Figur war die eingemauerte Flasche mit Zettel entdeckt worden. Ein lokalhistorisches Dokument, das der Bürgermeister nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub aus der Flasche befreien sollte.
Gestern Nachmittag war es so weit. Uwe Kellner ging im Beisein von Stadtarchivar Karlheinz Gerhold mit dem Korkenzieher zu Werke, und der über 100 Jahre alte Korken erwies sich als erstaunlich resistent.
"Verdammt noch mal", entfuhr es jemand, doch dann war die vermutlich früher mit Alkoholischem gefüllte Flasche doch noch entkorkt und der Bürgermeister konnte die Dokumente herausfingern.
Um es vorwegzunehmen: Ein Teil der deutschen Geschichte muss nicht neu geschrieben werden, aber interessante lokale und persönliche Details sind festgehalten. In schöner Sütterlin-Schrift ist unter dem Briefkopf Chr. Waje, Töpferwaren, Glas, Weingut, Porzellan, Eisen- und Kurzwaren, Thonröhren, Schornsteine, Krippen mit Datum vom 24. August 1906 zu lesen:

Das Dokument aus der Flasche

"Dieses Haus ist auf dem Grundstück der ehemals Schusterschen BaumannsteIle gebaut, welche vor sechs Jahren von Christian Waje und dessen Ehefrau Else geb. Bischoff für dessen Kinder und Nachkommen gekauft ist. Es sind Moritz, Brüne, Christian, Betty, Elisabeth und Hermann Waje.
In dem neuen Haus soll am 1. 10. des Jahres ein Manufaktur- und Kolonialgeschäft eröffnet werden und möge es Gott zum Segen der Familie Waje und deren Nachkommen erhalten.
Gebaut wurde es von Maurermeister Dietrich Volkmann zum Preis von 18 000 Mark. Achim zählt zur Zeit 3500" Einwohner, erfährt man schließlich in dem von Christian und Brüne Waje unterzeichneten Dokument.
Auf einem weiteren Blatt ist notiert: Das neue Haus ist gebaut von Christian Waje und dessen Ehefrau, geborene Bischoff. An dem Bau haben gearbeitet Maurermeister D. Volkmann, Tischler und Zimmermeister H. Mindermann, den Stein hat Bildhauer Jänisch gearbeitet, die Dachrinnen Fritz Gerke. Als Maler fungierten Johann Jaeger u. H. Warnke.
Zur Zeit regiert Deutschland Kaiser Wilhelm II."
Stadtarchivar Karlheinz Gerhold hat das Dokument samt Flasche gestern gleich im Stadtarchiv in Sicherheit gebracht. Die schöne Justitia-Figur, die also vom Bildhauer Jänisch geschaffen worden war, soll einen ehrenvollen Platz in Achim bekommen, über den im August auch im Dialog mit den Achimern befunden werden soll.

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