Wilhelm Kaisen - ein bescheidener Politiker mit Vorbildfunktion

von

Karlheinz Gerhold

Achim. Eine Exkursion zur Kaisen-Scheune nach Borgfeld unternahm die Geschichtswerkstatt Achim unter Leitung des 1. Vorsitzenden Karlheinz Gerhold. Der frühere Leiter des Staatsarchivs Bremen Dr. Hartmut Müller präsentierte den Achimer Geschichtsinteressierten spannende Details aus dem Leben und Wirken des populären früheren Bremer Bürgermeisters Wilhelm Kaisen (1887 - 1979). Kaisen war bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts sozialdemokratischer Senator in der Hansestadt, bevor er 1933 nach der Machtübernahme der Nazis in die innere Emigration nach Bremen-Borgfeld ging, um nach dem damaligen Verbot der SPD durch die Nazis mit seiner Familie auf einer neuen Siedlerstelle in Katrepel Landwirtschaft zu betreiben und so eine Existenzgrundlage zu haben. Noch am 29. April 1933 traf sich Kaisen mit führenden Bremer Sozialdemokraten in Achim in der Gaststätte Lüder Schnaars (Pforthaus) - heute in der Fußgängerzone gegenüber der Stadtbibliothek. Wenige Tage später wurde er von den Nazis für einige Tage in sogenannte Schutzhaft genommen. Erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges kehrte Kaisen auf Bitten der amerikanischen Militärregierung als bekannter Antifaschist in den Senat zurück und übte das Amt des ersten Nachkriegsbürgermeisters 20 Jahre bis 1965 aus.

Die Achimer waren besonders von der sprichwörtlichen Bescheidenheit des sozialodemokratischen Spitzenpolitikers und seiner in der Frauenbewegung aktiven Ehefrau Helene Kaisen angetan; auch als Bürgermeister wohnte er weiterhin in der ehemaligen Siedlerstelle in Borgfeld-Katrepel, Reethfeldsfleet, und widmete sich nebenbei weiterhin der Landwirtschaft. Heute wird das Anwesen von der Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung betreut und dient als Dokumentationsstätte des Wirkens und Schaffens dieser beiden interessanten Persönlichkeiten.

Im Anschluss an die Führung besuchten die Geschichtsinteressierten aus Achim auf Vermittlung von Erika Streuer noch den Sitz des Bürgervereins Borgfeld, in dem auch eine Geschichtswerkstatt sich um die Aufarbeitung der Borgfelder Geschichte bemüht.

Die Geschichtswerkstatt besucht die Kaisen-Scheune

Mitglieder der Geschichtswerkstatt Achim vor dem ehemaligen Wohnhaus des ersten Nachkriegsbürgermeisters von Bremen, Wilhelm Kaisen.

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