Aus dem Achimer Kreisblatt vom 22. April 2022:

Erst seit 1956 fahren Achimer mit VER
Autor Andreas Herzfeld und Sammler Ralf Hegewald erklären, warum die Stadt kein eigenes Autokennzeichen hat

Achim - "Warum hat die Stadt Achim eigentlich kein eigenes Autokennzeichen?", möchte ein Leser am Telefon wissen. Schließlich böten neben Syke, Hoya und Bremervörde viele alte Landkreise den dort ansässigen Fahrzeughaltern die Möglichkeit, die alten Autokennzeichen wieder zu benutzen. Nicht aber.Achim, obwohl die Stadt zwischen 1885 und 1932 Sitz des Landrates im Kreis Achim war.
Eine Antwort darauf geben die beiden Kennzeichen-Experten Andreas Herzfeld und Ralf Hegewald, die sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt haben. Das erste gesamtdeutsche Kennzeichensystem in Deutschland wurde ihrer Recherche zufolge 1906 eingeführt.
"Zu dieser Zeit gehörte die Gemeinde Achirn mit allen heute eingerneindeten Nachbardörfern zum Land Preußen. Innerhalb des Landes erfolgte die Aufteilung der Autokennzeichen nach Provinzen und Regierungsbezirken", erklärt Herzfeld, bekannter Autor des "Handbuchs deutsche Kfz-Kennzeichen".
Die entsprechenden Buchstaben seien bereits 1901 vergeben worden. Achim und der ehemalige Kreis Achim gehörten zum Regierungsbezirk Stade in der Provinz Hannover und trugen deshalb wie Hannover den Erkennungsbuchstaben S.
Die römische Ziffer I stand seit 1906 für das Land Preußen, der Buchstabe S für die Provinz Hannover und der Ziffernblock 501 bis 600 war 1903 dem Regierungsbezirk Stade zugeordnet. Später kamen noch weitere Nummernblöcke hinzu.
"Das erste für einen Achimer Bewohner zugelassene Fahrzeug war ein Motorrad. Es gehörte Kaufmann Georg Hillemann. Sein für das Jahr 1909 nachgewiesenes Kennzeichen lautete IS 595", berichten die beiden Experten weiter

Kennzeichen ab 1906 in Achim

So sahen die Kennzeichen ab 1906 in Achim aus - ein historischer Beleg aus der Sammlung von Ralf Hegewald.

An diesem System habe sich in den folgenden Jahrzehnten zunächst nichts geändert. Nur die Ziffernblöcke seien regelmäßig erweitert und umverteilt worden, weil mehr und mehr Fahrzeuge zugelassen wurden. "In der Zuordnungstabelle der preußischen Kennzeichen von 1931 waren dem Landkreis Achim dann die Nummern IS 1 bis IS 500 und die Nummern IS 114001 bis 114500 zugeteilt - und dies galt bis zur Auflösung des Altkreises Achim im Jahre 1932", ergänzt Sammler Hegewald.
Danach seien diese Nummernkreise an den Landkreis Verden übergegangen. Die Gemeinden Arbergen, Mahndorf und Hemelingen wurden dagegen der Hansestadt Bremen zugeordnet - sie erhielten Nummem der Hansestadt Bremen. Damals auch schon HB.
Nach dem Zweiten Weltkrieg modifizierten die Besatzungsmächte die Kennzeichensystematik in Deutschland grundlegend. Achim lag in der britischen Besatzungszone. Nach zwei nur kurzzeitig gültigen Zwischenlösungen mit neuen Kennzeichen erfolgte auch für die Achimer Fahrzeuge zu Beginn des Jahres 1948 eine für alle Besatzungszonen einheitliche Kennzeichenregelung.
Die Kennzeichen waren Schwarz mit weißer Aufschrift. Sie begannen mit den Buchstaben BN für Britische Zone Niedersachsen. Dann folgte eine zwei- bis zu dreistellige Schlüsselnummer, die den Verwaltungsbezirk angab. Der Bezirk Verden-Land, zu dem Achim gehörte, hatte die Schlüsselnummer 70. Nach der Schlüsselnummer folgte eine bis zu vierstellige Zahl. Ein Achimer Autokennzeichen hätte also beispielsweise BN 70-5438 lauten können. Als die Nummern nicht mehr ausreichten, wurde neben BN auch ein einfaches N verwendet.
"Ab 1. Juli 1956 erfolgte dann die Kennzeichenregelung, wie wir sie heute kennen und Fahrzeuge aus der Stadt Achim führen seitdem das Kennzeichen des Landkreises Verden mit den Anfangsbuchstaben VER in schwarzer Schrift auf weißem Grund", so Herzfeld.
Seit November 2012 könnten zwar wieder die sogenannten Altkennzeichen von nicht mehr existenten Landkreisen beantragt werden, also beispielsweise für Bremervörde BRV, seit 2018 auch Syke SY, da Achim aber zu keiner Zeit eigene Kennzeichen zugeteilt bekommen hatte, gibt es hier diese Möglichkeit nicht.

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