Aus dem Achimer Kreisblatt vom 5. September 2007:

Weserlastkahn in alter Kloake
Landesarchäologe entdeckt in Teerhof-Baugrube auch Goldmünze, Tuchplomben und Walknochen
Von Jörg Esser

BREMEN. Die Baustelle auf dem Teerhof hat sich für den Bremer Landesarchäologen Dr. Dieter Bischop erneut als Goldgrube erwiesen. Im wahrsten Wortsinne: Neben einem alten Weserkahn, Walknochen und Tuchplomben stießen die Grabungstechniker auch auf eine Salzburger Goldmünze aus dem Jahre 1627.
Bereits im März hatten Bischop und Kollegen in der Baugrube Fragmente einer rund 500 Jahre alten Hansekogge entdeckt. Jetzt legte das Archäologen-Team dort, wo die Schwergut-Reederei Beluga ihren neuen Firmensitz baut, eine so genannte Eke frei, einen Weserlastkahn aus dem 17. Jahrhundert. Eken waren Binnenschiffe, mit denen Sandstein aus dem Oberweserraum nach Bremen transportiert wurde.
"Das Schiff ist fast vollständig erhalten", sagt Bischop. Die Mastspur ist deutlich zu erkennen, die Spanten und mehrere Eisenringe, an denen die Transportketten befestigt wurden. "Das Holz ist in einem nahezu perfekten Zustand", fährt Bischop fort. Weil die Chemie stimmte. Anders ausgedrückt: Das Wrack lag, acht Meter unter der Erde, in einem versandeten Flussbett, das später mit Fäkalien zugeschüttet wurde. Einer Kloake. Und just die Kombination von Abfällen und Mist sorgte für eine gute Konservierung des Schiffes.

Landesarchäologe Dr. Dieter Bischop

Landesarchäologe Dr. Dieter Bischop steht vor dem Wrack einer Eke aus dem 17. Jahrhundert. Foto: Esser

Unter der Eke haben die Archäologen bereits einen weiteren Schiffsrest entdeckt. Laut Bischop verrnutlich ebenfalls ein Lastkahn, nur rund 150 Jahre älter. "Hier befand sich einst eine ruhige Anlegestelle, ein Durchstich zwischen kleiner und großer Weser." Der Verbindungsarm - die "Piepe" - wurde 1708 hier zugeschüttet. Das rund 17 Meter lange Wrack wird jetzt in drei Teile zersägt und anschließend ins Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) nach Bremerhaven verfrachtet. Dort soll es laut Museumsdirektorin Dr. Ursula Warnke Platz in der Dauerausstellung finden. "Der Lastkahn passt perfekt in unseren Fundus."
Eken waren schlanke Binnenschiffe. Das hatte monetäre Gründe. Die Lastkähne passierten auf dem Wasserweg so einige Zollstationen. "Und je schmaler ein Schiff war, desto weniger Zoll musste bezahlt werden", sagt Bischop.
Unweit des Schiffswracks fanden die Grabungstechniker jenen oben erwähnten Goldgulden aus dem Jahre 1627, den neben der Jahreszahl auch das Konterfei eines Bischofs ziert. Den Wert der kleinen Münze schätzt Bischop auf rund 1000 Euro.
Zumindest für die Historiker ausgesprochen wertvoll sind auch die über 100 Tuchplomben, die ebenfalls jahrhundertelang im Wesersand vergraben waren. Diese Siegel für Tuchwaren stammen aus dem Jahre 1575. Zu sehen sind darauf zwei Löwen, die das Bremer Wappen halten. "Das stammt aus der Renaissance", mutmaßt der Landesarchäologe.
Schließlich stießen Bischop und Co. auf das Kugelgelenk der Schulter eines Nordkapwals, der vor Spitzbergen oder Grönland erlegt worden sein muss. "Das passt ja", sagt Bischop. Schließlich führe auch die Reederei Beluga einen Wal im Wappen - einen Weißwal zwar, aber immerhin.

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