Aus dem Achimer Kreisblatt vom 9. Mai 2005:

NS-Hauptmann in Baden erschossen
Soldaten verweigerten Durchhaltebefehl

BADEN (mb) . 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist uns erst jetzt ein ungeheurer Vorfall vor 60 Jahren in Baden bekannt geworden: Junge deutsche Soldaten hatten nach den Schilderungen einen älteren Soldaten erschossen, der sie mit der auf sie gerichteten Waffe zum Durchhalten, zum Kämpfen bis zum letzten Blutstropfen habe zwingen wollen.
Unter starkem Feuerschutz waren am 21. April 1945 britische Panzer von Etelsen nach Baden gerollt, an der Spitze Flammenwerferpanzer, die beim geringsten Widerstand Brand und Zerstörung verbreiteten. In Baden hatten sich Wehrmachtssoldaten in Schützenlöchern eingegraben an der Schmiede und am hoch über der Marsch gelegenen Sonnenberg.
Dort hat nach dem Bericht einer Zeitzeugin ein älterer Kapitänleutnant, ein Hauptmann der im Ueser Ölhafen gelegenen Marine, seine Pistole auf junge deutsche Soldaten gerichtet, damit sie sich nicht ergeben, sondern durchhalten.
Nachdem viele in den Luftschutzkeller geflüchtet waren, rief einer der jungen Soldaten von oben, der Hauptmann sei tot. "Der Krieg ist zu Ende!"
Tatsächlich lag der Hauptmann tot auf dem Flur. Junge Soldaten erzählten, sie hätten ihn, als er sie mit der Pistole bedroht habe, von hinten erschossen. Der Kapitänleutnant ist nach dem Bericht der Zeitzeugin zunächst am Sonnenberg begraben und später auf dem Badener Ehrenfriedhof beigesetzt worden.
Ein auch für die letzten Kriegstage höchst ungewöhnliches und mutiges Verhalten der jungen Soldaten, denn im Raum Achim wurde lange wirklich "bis zum letzten Blutstropfen" gekämpft. Noch am 8. April hatten die Nazis die Ueser Weserbrücke gesprengt, um die Engländer aufzuhalten. Beim Kampf um Baden fanden noch 34 deutsche Soldaten und drei Zivilisten den Tod, zehn Höfe, Stallungen und Scheunen sowie 13 Wohnhäuser brannten ab.
Am 18. April '45 hatten sich der nationalsozialistische Landrat und seine Ehefrau umgebracht. Der NS-Kreisleiter prangerte im Kreisblatt diesen Freitod als "feige und verwerflich" an und verlangte: "Widerstand gegen den Feind, wo er sich zeigt! Wo der weiße Lappen als Zeichen knechtischer Unterwerfung gezeigt wird, sind strikte Befehle gegeben, entsprechend den Kriegsgesetzen gegen die Bevölkerung vorzugehen."
Zwölf Tage später sollte "der Führer" selbst "feige" Selbstmord begehen.

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