Aus dem Achimer Kreisblatt vom 12. Mai 2005:

Rémis Grabstein nun an würdigem Ort
Auf freier Badener Friedhofsfläche neben Grüttert-Blöcken / Kriegsgefangener starb 1945 nach Unfall mit wildem Bullen

BADEN (la) . Höchstwahrscheinlich wurde der französische Kriegsgefangene Rémi Linon im April oder Mai 1945 in Baden von einem wildgewordenen Bullen angegriffen und erlag im Verdener Krankenhaus den dabei erlittenen schweren inneren Verletzungen.
Dies ergaben Nachforschungen zum Lebenslauf, des aus Lothringen stammenden Mannes, der laut alten Dokumenten 1940 die deutsche Grenze überquerte und bis zu seinem Tod auf dem Hof des Landwirts Heinrich Claus in Holzbaden arbeitete.
Für einige Aufregung hatte Rémi Linon gerade vor einigen Wochen posthum gesorgt - genauer gesagt sein Grabstein. Der war vor längerer Zeit beim Ausheben der Fundamente für das Friedhofs-Toilettenhäuschen gefunden und direkt neben dem Krieger-Denkmal platziert worden. Familie Koch aus Baden entdeckte ihn und pflegte ihn mit.
Als Helga Koch aber bei der Achimer Stadtverwaltung anlässlich des Volkstrauertags um ein Gesteck bat wie für die in Baden beerdigten Kriegsopfer üblich, wurde ihr das nicht nur aus Kostengründen verwehrt. Der Linon-Grabstein wurde später sogar ganz entfernt, weil darunter nicht wirklich jemand beerdigt ist.

Besuch des Grabsteins

Gestern Vormittag besichtigten sie den wieder an einem gut sichtbaren Ort auf dem Badener Friedhof platzierten Grabstein des französischen Kriegsgefangenen. Von links: Stadtarchivar Günter Schnakenberg, Heimatforscher Heinz Kuhlmann, Helga Koch, die als Badener Bürgerin die Sache vorantrieb, Karlheinz Gerhold von der Geschichtswerkstatt, Ortsausschussvorsitzender Christian Petritzki, Heimatforscher Johann Grau und Horst Klezath vom "Badener Kirchenfenster". Foto: Laue

Die sterblichen Überreste des nur 30 Jahre alt gewordenen Franzosen waren nach dem Kriege vermutlich exhumiert und in sein Heimatland überführt worden. Gegen die Entfernung des Grabsteins protestierte aber nicht nur Helga Koch, sondern auch der Badener Ortsausschussvorsitzende Christian Petritzki, "Geschichtswerkstatt"-Vorsitzender Karlheinz Gerhold, Johann Grau und andere engagierte Bürger.
Gestern Vormittag besichtigten sie und auch der Achimer Bürgermeister Rippich den wieder niedergelegten Stein am gut sichtbaren neuen Standort auf einem freien Friedhofsstück unweit des Denkmals. Auch die schönen Grabsteine der Familie Grüttert wurden auf dieser Fläche platziert. August Grüttert ist speziell in der Badener Kirchengemeinde unvergessen als äußerst großzügiger Spender.
Über den Zwangsarbeiter Rémi Linon - der laut Zeitzeugen von der Familie Claus gut behandelt wurde - ist weiter bekannt, dass er mit zwei anderen Kriegsgefangenen in der später abgebrannten Tischlerei Elfers untergebracht war.
Geboren wurde er am 14. Juli 1914 im Ort Arcambal als Sohn einer Bauernfamilie. Er war ein Einzelkind, ledig, und ein heute 91-jähriger Bekannter hat ihn als "ernsten, fleißigen, zurückhaltenden, aber auch lebensfrohen Jungen" beschrieben.
1939 war Rémi an die französische Nordost-Front beordert worden, bevor er in Gefangenschaft geriet.

nach oben

zurück