Aus dem Achimer Kreisblatt vom 31. Mai 2017:

Scherf-Gelände schon im Mittelalter bebaut
Grabungsfirma findet auf Baustelle Hinweise

ACHIM. Derzeit rattern auf dem ehemaligen Scherf-Gelände die Baumaschinen: Die AVW Immobilien AG bereitet alles für den Neubau der Kreissparkasse und seniorengerechte Wohnanlagen vor. Etwas abseits der Abrissarbeiten konnte man dieser Tage ein Archäologenteam bei der Arbeit beobachten. Das Archäologiebüro Nordholz (ArchaeNord) fand dort "Pfostenspuren, die in Größe und Art und Weise mittelalterlich wirken", erklärt Archäologin Daniela Nordholz. Zudem entdeckten die Forscher Keramik, die ebenfalls aus dem Mittelalter stammen könnte. Diese sogenannte unverzierte "Grauware" sei allerdings in einem relativ großen Zeitraum, zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert, in Gebrauch gewesen.

Grabungsarbeiten

Die Grabungsarbeiten auf dem ehemaligen Scherf-Gelände.

Zuvor hatte dort ein Bauernhaus gestanden, dessen Baujahr auf das Jahr 1790 geschätzt wird (wir berichteten). AVW Immobilien war nach dem Verursacherprinzip verpflichtet, bestimmte denkmalrechtliche Vorgaben zu berücksichtigen. Wegen der Nähe zur Kirche schrieb man dem Gelände "Archäologie-Potenzial" zu, was Voruntersuchungen der Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht bestätigten. Precht beauftragte dann mit ArchaeNord eine externe Grabungsfirma. Nach vier Tagen waren die Ausgrabungen bereits abgeschlossen. "Höchstwahrscheinlich ist das Haus, das im Mittelalter dort gestanden hat, abgebrannt und lag danach einige Zeit brach", vermutet Nordholz anhand der Funde.
Günter Schnakenberg vom Heimatverein Achim glaubt etwas anderes: "Ich kann nicht finden, dass die Stelle einmal brach gelegen hat." Das Areal habe zu einer Baumannstelle gehört, wie man das Eigentum von Großbauern einst nannte. In Steuerdokumenten sei es erstmals 1535 erwähnt. Schnakenberg vermutet, dass das mittelalterliche Haus, zu dem die Pfostenspuren gehören, im Jahr 1526, als während des 30-jährigen Krieges das alte Bauerndorf Achim niederbrannte, den Flammen zum Opfer fiel. Danach sei an der Stelle zumindest eine kleine Hütte errichtet worden.
ArchaeNord verfügt über jahrzehntelange Erfahrung mit Grabungen im nordwestdeutschen Raum. Zurzeit untersucht die Firma in Hülsen (Dörverden) einen weiteren Fundort. Einer der größten Funde: In Friesoythe fanden Daniela Nordholz und ihr Team einmal die Reste eines spätmittelalterlichen Hafens. So spektakuläre Funde wie der Goldschatz von Gessel seien allerdings in dieser Region extrem selten: "Der Nordwesten war arm, ist arm und wird auch arm bleiben", so Nordholz.

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