Aus dem Achimer Kreisblatt vom 14. September 2004:

"Damals hatten wir keine Treppe"
Zwangsarbeiter-Denkmal der Öffentlichkeit übergeben / Ehrengast Eva Spielberger

VERDEN. "Damals hatten wir keine Treppe", war die erste Reaktion von Eva Spielberger als sie am Sonntagmorgen vor den alten Güterwaggon trat. Vor einem Jahr wurde das alte Reichsbahngefährt als Mahnmahl Zwangsarbeit auf dem Gelände der Berufsbildenden Schulen in Verden-Dauelsen eingeweiht. Gast bei der Übergabe an die Öffentlichkeit war auch Eva Spielberger aus Schweden. Als ehemalige Zwangsarbeiterin war sie in einem solchen 'Waggon nach Deutschland verschleppt worden.
Dr. Joachim Woock, der Vorsitzende des Fördervereins Regionalgeschichte, erläuterte Eva Spielberger und den anwesenden Gästen, dass Schüler der Zimmereiklasse die Treppe gebaut haben und ließ auch die Mitarbeit anderer Klassen an dem Projekt nicht unerwähnt. Symbolträchtig pflanzte die Gärtnereifachklasse unter anderem sechs Ilexsträucher und zwölf Efeupflanzen. "1944 gab es im Arbeitsamtsbezirk Verden 18.000 ausländische Arbeitskräfte. Für jeweils 1.000 Männer pflanzten die Schüler ein Efeu und für 1.000 Frauen einen Ilexstrauch", erklärte Woock.

Ausstellung im alten Reichsbahnwaggon

Dr. Joachim Woock ging mit Eva Spielberger durch die Ausstellung im alten Reichsbahnwaggon. Foto: Bruns

Im Innern des Waggons erinnern Texte und Bilder an Menschen, die in einem solchen Waggon nach Deutschland kamen. Und auch die heute 79-jährige Eva Spielberger erinnerte sich: "Wir wurden transportiert wie Vieh. Schlimmer als Vieh." Die Bilder aus ihrer eigenen traurigen Vergangenheit hat die ungarische Jüdin, die 1944 nach Auschwitz deportiert wurde, in den vergangenen Jahrzehnten nach hinten geschoben. Doch bei der Betrachtung der einzelnen Fotos rückten sie wieder in den Vordergrund und es ergaben sich verschiedene kleine Gespräche, in denen sie von ihren eigenen Erlebnissen berichtete. Zwischenzeitlich war sie auf Verdener Kreisgebiet mit ihrer Schwester Gizella zur Zwangsarbeit in Uphusen eingesetzt worden.
Vor 60 Jahren musste sie sich dann nach der Befreiung in Bergen-Belsen für eine Ausreise in die Schweiz oder nach Schweden entscheiden. In der Schweiz hätte sie zunächst nur sechs Monate bleiben können, für Schweden sprachen die zeitlich unbegrenzte Aufnahmemöglichkeit und familiäre Verbindungen. Dort lebt sie in Malmö mit ihrer Tochter, die als Ärztin arbeitet, und ihrer neunjährigen Enkelin.

Ein Schild weist auf das Mahnmal hin

Ein Schild weist auf das Mahnmal hin.

Die Rückkehr nach Deutschland fiel Eva Spielberger nicht leicht. "Ich hatte Angst und schwere Nächte." erzählt sie. Aber jetzt in Verden angekommen, ist sie sehr glücklich und begeistert von der Freundlichkeit, mit der ihr die Menschen gegenübertreten. Und das konnte jeder an ihrem Strahlen erkennen. Auch wenn ihre Blicke beim Erzählen trauriger und ernster wurden, schenkte sie jedem ein Lächeln und machte durch ihre Herzlichkeit spürbar, dass sie keinen Hass empfindet. Eva Spielberger bleibt eine Woche, die 4. Woche der Begegnung, in Verden und wird unter anderem an drei Schulen von ihrem Schicksal berichten und die ehemaligen KZ-Gelände in Uphusen und Obernheide besuchen. Gestern wurde sie von Bürgermeister Lutz Brockmann im Verdener Rathaus empfangen.

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