Aus Achim extra vom November 2006:

Preußens Feuerwehr-Glanz
Die Badener Feuerwehr besitzt eine begehrte historische Handdruckspritze
Von Tobias Woelki

Frage: Warum beneiden Andere die Freiwillige Feuerwehr Baden? Antwort: Weil die Kameraden ein Schmuckstück auf vier Rädern besitzen. Es steht in der so genannten guten Stube und wird nur zu besonderen Anlässen herausgeholt; es ist eine der ältesten Handdruckspritzen, die es noch im Bundesgebiet gibt.
Das antike Stück stammt etwa aus dem Jahr 1863. Der Hersteller, ein Unternehmen aus Hannover, gab damals fünf Jahre Garantie. Was damals modernste Brandbekämpfung bedeutete, möchte heute das Feuerwehrmuseum in Fulda haben. Aber die Badener Brandschützer rücken ihr historisches Juwel nicht heraus. "Die Spritze bleibt hier. Punkt", sagt Herbert Jäger, der in viermonatiger Fleißarbeit vor Jahren die Spritze von Grund auf restaurierte.

Historische Handdruckspritze

Die Kameraden der Badener Wehr sind auf ihre historische Spritze aus dem 19. Jahrhundert mächtig stolz. Foto: Woelki

Damals kostete die Spritze 1200 Mark, was ein kleines Vermögen bedeutete. Die Leistung wurde mit 250 Liter pro Minute angeben. Das beeindruckt heute keinen so recht mehr. Zwölf Helfer bedienten die Spritze, die von zwei Pferden gezogen wurde. Heute spannt Herbert Jäger, der ehemalige Badener Ortsbrandmeister, Pferde vor das Löschfuhrwerk. Gemeinsam mit Freunden in passenden Uniformen unternehmen sie dann einen Ausflug zu Veranstaltungen in der Umgebung. Der Badener Zwei-PS-Spritzenbetrieb als bundesweites Novum ist ein echter Hingucker und wird regelmäßig von Besuchern umringt.
Angefangen hat alles auf dem Achimer Schrottplatz, wo ein Badener Feuerwehrkamerad in den 70er Jahren die Spritze in einem absolut maroden Zustand fand. Im letzten Moment rettete er den kulturistischen Erbfall vor der Schrottpresse. Dann nahm sich Jäger des historischen Teils an. "Die Spritze war in einem schlechten Zustand. Die Räder waren durchgebrochen. Irgendeiner hat sie dann auch noch bunt angemalt, was vollkommen verkehrt war", erinnert sich der Badener Brandschützer.
Mit einfachem Entstauben war es demnach nicht getan. In mühseliger Kleinstarbeit rekonstruierte, restaurierte, demontierte und schraubte Jäger die "alte Dame" wieder zusammen. Aus Eichenbohlen zimmerte er selbst die Sitzbänke und die Staukästen. Jetzt strahlt die Spritze, als wäre sie gerade aus der Manufaktur herausgerollt worden.
"Früher lief bei einem Brand der Melder mit dem Horn durch das Dorf und alarmierte die Leute", erzählt Jäger: "Dann musste man erst einmal die Pferde von der Weide holen und vorspannen. Dabei verging viel Zeit. Bevor man am Einsatzort eintraf, war das Gebäude herunter gebrannt."

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