Aus dem Achimer Kreisblatt vom 24. Oktober 2005:

Erste "Stolpersteine" auf Achimer Pflaster
Messingplatten erinnern an Nazi-Opfer Ehepaar Seligmann

ACHIM (mm) . Mitten in Achim wird seit gestern an den Judenmord durch die Nationalsozialisten und auch an das gleichgültige Wegschauen von Nachbarn, Kunden oder Passanten erinnert. Vor der Rats-Apotheke setzte Gunter Demnig aus Köln die ersten beiden "Stolpersteine" zum Gedenken an Albert und Jenny Seligmann.
Mehrere Dutzend Menschen, vor allem Mitglieder der Initiative "Achimer Appell", die den Anstoß zu der Aktion gegeben hatte, schauten zu, wie der Mann mit dem Schlapphut in wenigen Minuten seine schon in vielen Orten praktizierte Arbeit verrichtete. Routiniert löste er zwei Steine aus dem Pflaster und ersetzte sie durch zwei andere, zehn mal zehn Zentimeter groß, mit einer Messingplatte oben drauf. Darin sind die Namen und die Lebensdaten der Nazi-Opfer eingraviert.

Die ersten 'Stolpersteine' werden eingesetzt.

Vor der Rats-Apotheke setzte Gunter Demnig (59), Grafiker aus Köln, gestern die ersten beiden "Stolpersteine" zur Erinnerung an verschleppte und ermordete Achimer Juden ins Pflaster der Fußgängerzone. Für die Mitglieder des Achimer Appells auch eine "Mahnung für die Zukunft". Fotos:Mix

Nach den Recherchen des Achimers Andreas Voß lebte das jüdische Schlachter-Ehepaar Seligmann seit den 1890er Jahren in der Obernstraße 116, der heutigen Rats-Apotheke. 1913 wird Albert Seligmann Obermeister der Schlachterinnung im Kreis Achim. 1937 wurde sein Geschäft polizeilich geschlossen und ihm die Berufserlaubnis entzogen. 1942 brachten Nazi-Schergen das Paar in das KZ Theresienstadt, wo es den Tod fand.
Vor knapp einem Jahr hatte der Stadtrat mehrheitlich für die geplanten 16 bis 18 "Stolpersteine" gestimmt. Vor allem die FDP wandte sich dagegen, sprach von einem "Kainsmal für die Anwohner".

Die beiden 'Stolpersteine'

Eine Frau legte gleich zwei Rosen neben die Messingplatten, die an Albert und Jenny Seligmann erinnern.

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