Aus dem Achimer Kreisblatt vom 26. Mai 2007:
"Dat grote Schiebenscheeten"
Das erste Achimer Schützenfest im Jahre 1857 / Kreisblatt-Serie zum 150. Geburtstag des Traditionsvereins
Von Johann Bergmann

ACHIM. Nach der Gründung des Achimer Schützenvereins am 10. Mai 1857 machten sich Vorstand und Mitglieder an die Ausrichtung des ersten Schützenfestes. Es muss ein wahrer Kraftakt gewesen sein, denn schon am 4. und 5. Juli 1857 wurde dieses erste Achimer Schützenfest gefeiert. Es muss gut geklappt haben, trotz Regens und Gewitter, denn am 11. Juli war bereits die Nachfeier. Die Beschreibung dieses ersten Schützenfestes fand sich aus Anlaß des 50-jährigen Jubiläums 1907 in folgendem plattdeutschen Artikel im Achimer Kreisblatt. Der Artikel mit der Überschrift "Dat grote Schiebenscheeten" schildert umwerfend die damalige Situation:
"Daröver we'ern sick de Mitglieder eenig, dat dat erste Schützenfest so grotortig as möglich fiert weren moßde und darum word denn ok all to rechten Tid mit de Vörbereitungen dorto anfungen. Van'n Vörjahr an bet na'n Sommer hento word bi Willem Oelfke (Gastwirt im "Hotel Stadt Bremen") exerzert un Unteroffizier August Arend (Malermeister) kummandeerde denn, dat't man so'n Art harr.
He kunn ganz besunners vergrellt wer'n, wenn wekke Schützen den Unnerscheed twüschen "rechts um" un "links um" so recht nich begriepen kunnen.

Der Bremer Marktplatz 1865

Der Schützenaufmarsch auf dem Bremer Marktplatz beim zweiten Deutschen Bundesschießen 1865 in Bremen. Auch der noch junge Achimer Schützenverein war mit einer Abordnung und mit seiner Fahne, dem Banner (links unterhalb des Domturmes), vertreten.

Ok harr de junge Verein sick son paar ole Militärtrummeln anschafft, un dat "Tamburkor" öwde unner sinen Tamburmajor Fritz Hoppe unnen an de Masch, un dat mit son Iwer, dat faken bett inne Nacht hennin de Trommelee in'n Gang woer. Darbi word awer ok dat Singen nich vergäten, un bi 'ne passende Gelegenheit kreeg sogar de Herr Amtshauptmann een Ständchen, wobi unner annern ok dat schöne Leed sungen word: "Wenn das atlant'sche Meer lauter Champagner wär'." Off darbi mit de Wust na'n Schinken smäten wor'n schull, steit nich genau fast.
So keen denn bi lüttjen dat grote Ereignis jümmer nöger un een - twee - dree stünd dat erste Schützenfest vör de Dör. Sonnabend abend geef't 'n groten "Zapfenstreich" un 'n annern Morgen word "Rewellje" blast, just as sik dat bi'n önniget Schützenfest gehörn deiht.
Achim awer woer so grotartig utsmuckt, wie man't naher selten so schön wedder sehn hett.
Nahmiddags Klocke dree tree'n de Schützen bei Willem Oelfke an un denn gung't mit Musik na'n Festplatz. Hauptmann woer de damalige Gerichtsvoigt Rehkopf, de den Festzug hoch to Peerd, den blanken Sabel in'ne Hand, un'n dreetimpten Hoot mit grote Feddern upp'n Kopp eröffnen deh.
Denn keemen de Herrn Leutnants, mit feine Schärpen um, un denn de Schützen, de in ähre Büssen jeder'n schönt BIomenbukett stehen harrn.

Einladung zum ersten Achimer Schützenfest

Einladung zum ersten Achimer Schützenfest im Jahre 1857: Die Original-Anzeige aus der "Verdener Obergerichts-Zeitung und Anzeigen" vom Freitag, dem 3. Juli 1857.

De Festplatz woer in de Bierder Barge, bin so benömten Kattenbarg. Eene Minschheit woer an dissen ersten Schützenfestdag upp'n Platze, wie man se damaliger Tied noch nie nich bi'n anner Festlichkeit seh'n haar. In Achim woer knapp'n Katt achtern Herd blewen, allens wor na'n Schützenfest hen. Van Bremen woer'n Extrazug kamen, de stark besett't woer. Un ok van'n dörpen woer väl Volk henföhrt, wat sick all op't beste amüsiern däh. Bien Danzen woer dat ene gräsige Vullheit, aber dat deh de Gemütlichkeit nich den geringsten Affbruch. Mitten inne Nacht brok en starkt Gewitter ut mit veel Donnerslach und een gräsigen Storm darbi, de dat Danzzelt böse demoleern dee. Aver ook dat Mißgeschick kunn de Stimmung nich verdarben.
Dat woer alt hellichten Morgen as endlich unner Kanonendönner un mit de Musik an'ne Spitz wedder na' Achim trug marschiert word. As de Zug bi Jan Marschhusen sin Wirtschaft an kamen wer, fung de Fahnendräger an to streiken. Off he nich mehr drägen kunn oder wull, is nie nich faststellt worden. Genog, he sett de Fahn ganz eenfach bin Odeon anne Muer un meende: "Dor sett ick se hen, ick dräg se nun nich mehr, dräg se wegen miener wer will."
Dormit gung he hen un awerleet de Sorg um de Fahn sine Kameraden.
Von langet Slapen woer aber keene Rede, denn gegen Klock neegen fung Gärtner Knigge all wedder an, uppn Kattenbarg ut sin grote Kanon lostoballern dat de Finsterschieben bäwerden. Den ganzen leben langen Dag de he wieder nix as Laden un Scheeten sodat he wolln littje hunnert Pund Pulver verballert hebben mag.
De erste Achimer Schützenkönig word Hermann Klaus van Bollen, de up Sonnen Buerstäe wahnde un naher na'n Borstel hentoog, wo he den schönen Namen "Heidekönig" kreeg.
Den'n Dag na de Nahfier geef dat noch'n Extra-Nahfier, wo dat noch genau so veel Spaß geef un darmit harr dat erste Achimer Schützenfest sein En' fun'n. Awer snakt word dor noch lange von, tomal unner dat junge Volk, wo schön se sick doch amüseert harrn un wat dat för'n Spaß geben harr.

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