Aus dem Achimer Kreisblatt vom 2. Juni 2007:
Von Bierdener Bergen zum Berggarten
150 Jahre Schützenverein Achim / 1873 Umzug zum Schießstand an der Bergstraße / Die Ära Meislahn
Von Johann Bergmann

ACHIM. Ein wichtiger Beschluss wurde 1872 noch von dem Verein gefasst, den Schützenfest-Platz zu verlegen und zu dem Zwecke den "Berggarten" vom Königlich Preußischen Fiskus - Abteilung für Domainen und Forsten - zu kaufen. Dieser Platz vvar belegen an der Berg- und Feldstraße und war begrenzt im Norden von dem Grundstück des Baumanns Joh. EIfers, im Osten von dem der Realgemeinde gehörigen Terrain, im Süden von der Bergstraße und im Westen von der Feldstraße. Derselbe hatte eine Größe von 6 Morgen 480 Ruthen. 1800 Rthr. dafür zu zahlen.
Der Verkaufstermin war auf den 31. August 1872 angesetzt. Der Fiskus hatte den Wert des ganzen Areals zu 900 Rthr. angesetzt. Der Schützenverein ermächtigte zu dem Zwecke des Ankaufs Hinrich Meislahn.
Als zweiter Mitbewerber um den Berggarten trat aber der Baumann Joh. Elfers auf und, da derselbe nicht zurücktreten wollte, musste er dafür die Summe von 2270 Rthr. aufwenden; bis zu dieser Höhe hatte auch Meislahn namens des Schützenvereins geboten. Die Übergabe des Grundstücks abseiten des Fiskus an den Käufer Elfers hat dann am 1. Februar 1873 stattgefunden.
Über den Berggarten, dem späteren Schützenplatz an der Bergstraße, vermeldet die Chronik: Ursprünglich Eigentum der Realgemeinde Achim wurde das Gelände vom damaligen Amtmann Erxleben in fiskalischen Besitz genommen. Im Volksmund wurde der Berggarten gewöhnlich "Hurnbarg" (Hurenberg} genannt, weil mit der Planierung resp. Abtragung desselben solche Personen beschäftigt wurden, welche der Hurerei beschuldigt und überführt waren. Auch andere Strafgefangene mussten dort arbeiten. Dieser Platz ist auch von historischer Bedeutung, denn 1812 und 1813 lagerten dort russische Truppen, die, obgleich sie als Freunde kamen, nach alter Sitte requirierten. Die Achimer mussten für Brennholz und "Fourage und Lebensmittel" sorgen, um von den "rohen Belästigungen" verschont zu bleiben. So kursierte damals der Satz: "Behüte mich, Herr, vor solchen Freunden, dann will ich mich vor meinen Feinden selber schützen." Alles schon einmal dagewesen.

Vor dem Schießstand an der Bergstraße

Der Schützenverein zu Achim im Jahre 1873 vor dem im gleichen Jahr errichteten Schießstand an der Bergstraße. Vorn in der Bildmitte König Hinrich Meislahn, links daneben sitzend Fritz Bues, derzeitiger Vorsitzender.

Der Tischler Heinrich Bischoff erwarb 1873 den "vorderen Winkel" zwischen Bergstraße und Feldstraße. Er wollte die vom alten Schützenplatz in Bierden vom Schützenverein gekaufte Schützenhalle dort errichten. Die von ihm bezahlten 600 Reichstaler Courant für die Halle waren allerdings rausgeworfenes Geld, denn ein österlicher Wirbelsturm fegte den fast fertiggestellten Umbau um. Für fahrlässige Bauweise wurden beide Fachleute mit polizeilichen Geldstrafen bedacht. Hinrich Bischoff wurde so gezwungen, ein "dauerhaftes Gebäude" zu errichten.
Inzwischen hatte der Schützenverein mit dem Baumann Joh. Elfers einen Vertrag bündig verabredet zur Verpachtung des ihm noch gehörenden Teiles des Berggartens zu dem Schützenfeste sowie die Anlage von Anpflanzungen und der Schießstände an der nordöstlichen Seite.
Am 20. März 1873 wurde es Hinrich Meislahn übertragen, die alte Schießhalle in den Bierdener Bergen abzubrechen und auf dem von Joh. Elfers gepachteten Areal wieder aufzubauen mit der Bedingung, dieselbe von 30 Fuß auf 39 Fuß zu verlängern und die Anlage bis zum 1. Juni des selben Jahres fertig zu stellen für einen Akkordpreis von 275 Rthr.
Die in der Schussrichtung im Wege stehenden Bäume wurden abgehauen und die Scheibenstände wurden angelegt.
Weil im Juli des Jahres das Schützenfest stattfinden sollte, musste mit allen Kräften der Bau des Schützensaales und der dazu gehörigen Wirtschaftsgebäude gefördert werden, damit zum Schützenfest der Betrieb darin aufgenommen werden könne. Wenn auch noch vieles bis zur Fertigstellung des Baues nachblieb, gelang es doch so einigermaßen.
Mit dem Königsschuss des Hinrich Meislahn 1873 auf dem Platz am Berggarten in Achim begann dann die Ära Meislahn. Meislahn trat 1864 als 25-jähriger in den Verein ein, 1875 übernahm er als Vorsitzender des Vorstandes die Vereinsführung. Ein blendender Schütze, ein unermüdliches Mitglied und Interessenvertreter des Schützenvereins und des Schützenwesens im allgemeinen. Sechsmal errang er die Würde eines Achimer Schützenkönigs: in den Jahren 1873, 1875, 1893, 1905, 1907 und 1924. Im Jahre 1906 wurde auf seine Initiative der Weser-Aller-Wümme Schützenverband gegründet, dessen Vorsitzender Meislahn von 1911 bis 1923 war. Auf den Preislisten des Deutschen Schützenbundes ist Meislahn bei den Bundesschießen verschiedentlich mit guten Preisen genannt.

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