Aus dem Achimer Kreisblatt vom 9. Juni 2007:
Wieder Einzug des Bischofs Liemar
Vor hundert Jahren riesiger Festumzug zum 50. Geburtstag des Schützenvereins / Königsessen erstmals mit Damen
Von Johann Bergmann

ACHIM. Die Planungen und Vorbereitungen zum Goldjubiläum des Achimer Schützenvereins, dem 50. Geburtstag, wurden vor 100 Jahren generalstabsmäßig in Angriff genommen.
Jedes Mitglied übernahm in einem der vielen Ausschüsse einen ehrenamtlichen Posten. Die Einwohner des Ortes wurden in das Ausschmücken der Straßen einbezogen und der Verein erstellte am Eingang zur Bahnhofstraße und neben dem Amtshaus an der Feldstraße zwei Ehrenpforten. Schützenverein und Ortschaft waren bestens gerüstet, ihre Gäste zu empfangen. Von der Eisenbahndirektion Hannover wurde eigens am Festsonntag ein Extrazug zwischen Bremen und Achim eingesetzt um alle Gäste an den Ort des Geschehens zu bringen.
Am 14. Juli des Jahres 1907 stauten sich die Menschen in den Hauptstraßen Achims, um den vom Schützenverein inszenierten historischen Festzug in Augenschein zu nehmen. Das Motiv zu dem Festzug war der Einzug des Erzbischofs Liemar von Bremen in Achim im Jahre 1088.
Das "Achimer Kreisblatt" schrieb dazu: "So dicht wie sich gestern das Publikum in den Straßen staute, mag damals, als vor fast 900 Jahren der streitbare Erzbischof Liemar von Bremen hier in Achim einzog, um in Gemeinschaft mit dem Herzog Magnus von Sachsen und dem Grafen Udo von Stade einen Vertrag abzuschließen mit dem edlen Herrn Gerbert von Stumpenhusen aus dem Hoyaischen, auch das Volk sich gedrängt haben, um den glänzenden Zug der Fürsten und ihres Trosses anzustaunen."
Der Herzog von Cumberland stiftete (auf Anfrage) einen prächtigen silbernen Pokal, aus dem als erster Hinrich Meislahn trank, und aus dem heute die Novicen des Vereins den Begrüßungstrunk schlürfen.
Wie konnte es auch anders sein: Hinrich Meislahn errang bei diesem 50. Jubiläum seine vierte Königswürde und damit als erster die vom Ehren-Ausschuss gestiftete Königskette.

Der Festzug vor der Ehrenpforte

Der Festzug vor der Ehrenpforte an der Ecke Feldstrße / Obernstraße / Eckstraße. Links hinter den Bäumen das Amtsgericht.

Bei dem Festessen durften übrigens zum ersten mal Damen teilnehmen, eine Sitte, die sich dann bis heute durchgesetzt hat.
Die Chronik berichtet, dass am Abend die Mitglieder des Gesangvereins "Frisch Auf" Szenen aus Wilhelm Tell spielten. Wahre Künstler, wie Meislahn berichtete. Wohl an die 1000 Zuschauer waren anwesend, eine Menschenmenge, die solange der Schützenhofsaal stand, noch nie anwesend war.
Der Rechnungsführer errechnete den finanziellen Teil des 50. Jubiläums mit Einnahmen in Höhe von 3.428,70 Mark, denen Ausgaben in Höhe von 3.317,32 Mark gegenüberstanden, somit einen Überschuss von 111,38 Mark.
Das "Achimer Kreisblatt" resümiert nach diesem großen Fest: "Der Schützenverein Achim scheint bei Petrus einen Stein im Brett zu haben.
Nach wochenlanger Regenzeit strahlte gestern das Tagesgestirn in unverhüllter Schönheit vom klarblauen Himmel hernieder, als freute es sich über all die herausgeputzten Menschen und über unseren im Festgewande prangenden Heimatort Achim.
Soviel ist wohl sicher und die bekannten ältesten Leute, die es also ganz genau wissen müssen, behaupten es ebenfalls: eine derartige Ausschmückung und einen derartigen Festzug hat Achim noch nicht erlebt. Und es wird wahrscheinlich auch eine ganze Weile dauern, ehe sich etwas derartiges wiederholt."
Hinrich Meislahn schreibt zu dem Besuch auswärtiger Festgäste: "Über den kolossalen Fremden-Besuch sei noch erwähnt, daß auf dem hiesigen Bahnhof am 1. Festtag nicht weniger als 1755 einfache Fahrkarten abgenommen wurden. Rechnet man für die mit Rückfahrkarten versehenen noch die halbe Zahl hinzu, so kann man annehmen, daß etwa 2600 - 2700 Festgäste allein mit der Bahn hier ankamen. Mag die Zahl der zu Fuß, zu Rad und zu Wagen gekommenen Gäste sich auf etwa halb so viel belaufen haben. So sind doch immerhin ca. 4000 fremde Festgäste dagewesen."
Die Feiern zum 50-jährigen Vereinsbestehen waren demnach ein voller Erfolg und ein Ereignis über das noch Jahre später in Achim gesprochen wurde.

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