Aus dem Achimer Kreisblatt vom 26. April 2018:

Scherben und Granatensplitter
Archäologen graben im Uesener Feld / Auch Kriegshinterlassenschaften unter Funden

ACHIM . Bevor im Gewerbegebiet Uesener Feld schon bald sehr wahrscheinlich das "Unternehmen Zukunft" mit dem Bau eines Logistikzentrums des Konzerns Amazon beginnt, wird dort erst mal ein Blick in die Vergangenheit gerichtet. Archäologische Arbeiten sind dort im Gange; allerdings wurden bei der Feldforschung unter dem geschichtlichen Aspekt nicht nur alte Feuerstellen oder vorgeschichtliche Keramikscherben entdeckt, sondern auch eine Menge Splitter von Granaten, die britische Bomber im Zweiten Weltkrieg abgeworfen hatten.
Doch zunächst mal berichtete Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht gestern bei einem Pressetermin vor Ort, zu dem die von der Stadt Achim und der Kreissparkasse Verden getragene Gesellschaft EVG (Entwicklung und Vermarktung von Grundflächen) eingeladen hatte, über ihr Metier. Kein Goldschatz wie vor einigen Jahren in Syke-Gessel, aber immerhin Scherben aus dem Mittelalter und der Zeit davor, Eisenschlacken und Flintabschläge seien bei den am 18. April begonnenen Grabungen unter anderem gefunden worden. Es müsse jedoch noch alles genau datiert werden.

Historische Feuerstelle

Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht und Grabungsspezialist Kay Jebens hocken hier vor einer historischen Feuerstelle. Foto: Mix

Das Grünland im Uesener Feld ist derzeit von langen, tiefen Furchen durchzogen. "Probeschnitte", sagt die Archäologin. Die mit den Arbeiten beauftragte Firma Archaeofirm Poremba und Kunze aus Isernhagen bei Hannover hat zehn sogenannte Sondagen im künftigen Gewerbeareal angelegt. Nach Angaben von Grabungsspezialist Kay Jebens wurden mit Hilfe eines Baggers mehr als 100 Meter lange Erdbahnen ausgehoben, jeweils zwei Meter breit und mindestens 50 Zentimeter tief, "bis unter den Mutterboden".
Auf den freigelegten Flächen habe er "etliche dunkle Flecken entdeckt". Diese wiesen auf archäologische Befunde hin. Jebens hat zum Beispiel auch alte Pfosten dokumentiert. Wie lang diese sind und aus welcher Zeit sie stammen, müsse noch ermittelt werden. "Die Pfosten könnten auf eine Siedlung hindeuten und eventuell aus dem Mittelalter stammen", erläutert der Fachmann.
In den Sondagen habe er auch Feuerstellen vorgefunden. Enthielten diese Kohlenstoff, könnten sie mit der C14-Methode "ziemlich einfach datiert werden".
Die Grabungsarbeiten sollen in einer Woche abgeschlossen sein. Precht und Jebens planen noch einen weiteren Probeschnitt.
"Besser jetzt diesen Aufwand betreiben, als wenn Amazon schon die Baugenehmigung gehabt hätte", kommentierte EVG-Geschäftsführer Bernd Kettenburg im Beisein seines Kollegen Thomas de Vries das Geschehen. Gleichzeitig musste er von weiteren, nicht eingeplanten Arbeiten im Uesener Feld berichten, die parallel zu den Aktivitäten der Archäologen ablaufen.
Splitter von undetonierten Kriegsbomben gilt es zu beseitigen. Zu diesem Zweck sind nach Angaben von Kettenburg Mitarbeiter eines Kampfmittelbeseitigungsdienstes im Einsatz. Die Experten hätten inzwischen Splitter von drei Granaten gefunden. Dass sie im Zuge der Beseitigungsmaßnahme noch auf gefährliche Munition stoßen und diese dann entschärft werden muss, hoffen die Beteiligten natürlich nicht. mm

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