Aus dem Achimer Kreisblatt vom 4. Januar 2005:
Schweineschinkenessen mit viertel Tonne Bier
15 Jahre Wohnrecht für Schulmeisterwitwe mit vier Kinder / Kreisblatt-Serie "100 Jahre Uphuser Schule"
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on Rainer Pöttker

UPHUSEN . Das erste Schulhaus stand im Garten der heutigen Gastwirtschaft Gerken und war ein relativ bescheidenes Fachwerkhäuschen. 1791 entschlossen sich die Uphuser Schulträger, das waren die Bauern und Kötner sowie die Brinksitzer, ihre Schulhütte meistbietend zu verkaufen und dieses beim Gohgericht in Achim zu beantragen. Das Haus wurde versteigert und den Zuschlag erhielt der Brauer Meier für 400 Reichsthaler plus Gerichtskosten. Der Erlös sollte den Neubau des Schulhauses finanzieren.
Man bewilligte ihm die Rechte einer Brinksitzerstelle mit der Auflage, den Schulinteressenten jährlich einen Grundzins von 2 Thalern 15 Groschen und der Schule einen Rottzins von 2 Groschen und 7 Pfennig zu bezahlen.
Das Haus erhielt als jüngste Brinksitzerstelle die Brandkassen-Nr.: 44 und wurde bald mehr recht als schlecht als zweite Schenkwirtschaft in Uphusen im Nebenerwerb geführt, um 1820 kam noch eine Bäckerei dazu.
Für die Erlaubnis zur Führung einer Gastwirtschaft verlangten die Bauleute, dass bei jeder Wirtsveränderung ein Grundzins zu zahlen sei. Dieser bestand aus einer viertel Tonne Bier und einem Schweineschinken, der dann gemeinsam verspeist wurde. Somit hatte auch Uphusen schon in alten Zeiten schon sein "Schinkenessen" wie in Bassen, dieser Brauch hielt jedoch nur bis 1872 an, als er infolge einer Versteigerung der gesamten Immobilie abgelöst wurde.
Da aber das verbliebene Schulgrundstück und die alte Schule sehr dicht beieinander lagen, bekam der neue Besitzer die Auflage, dass er die Tür, welche in den Garten führte, zuzumauern hatte und diese nur mit Genehmigung des derzeitigen Schulmeisters wieder öffnen durfte.
Er hatte auch noch die junge verwitwete Schulmeisterin mit ihren vier unmündigen Kindern unentgeltlich mitwohnen zu lassen und zwar für die nächsten 15 Jahre. Ein hartes Brot für den neuen Brinksitzer Meier.
Das zweite Schulhaus, "die alte Schule" stand in dem heutigen Schulgarten, genau Gerkens Saal gegenüber. Es war ein Strohdachhaus im Niedersachsenstil. Auf einern alten Balken war die Inschrift: "Meister Harm Meinken 1791" zu lesen. Der Dorfzimmermann "Ploogmaker" Meinken war also der Baumeister dieses Hauses. Die Schülerzahl blieb die nächsten Jahre relativ konstant und bewegte sich zwischen 80 und 100 Kindern - in einem Schulraum und im Winter mit Torfsoden beheizt.
Lehrer Albert Mindermann führte ab 1790 das Regiment in der Schule und konnte sich eine respektable Stellung verschaffen, ihm folgte bis 1822 sein Schwiegersohn Diedrich Hinrich Mindermann, der ein gelernter Schneider gewesen sein soll. Dieser setzte sich bei der Gemeinheitsteilung (Aufteilung) der Uphuser Ländereien sehr für die Schule ein und schaffte es, dass die Schule wie eine Kötnerstelle abgefunden wurde und damit einen gewissen Wohlstand erreichte. Sie erhielt die Brandkassennummer 1!
"Gehorsamstes Pro Memoriam. Die Schullehrer zu Bollen und Uphusen bitten, Ihr Bestes bei der Sache um so mehr wahr zu nehmen, als die Angaben der Kötner sehr ungleich sind. Schullehrer Hinrich Rebers Bollen Schullehrer Mindermann Uphusen"

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