Aus dem Achimer Kreisblatt vom 10. November 2003:

Dankbar für die Erinnerung
Einweihung des Mahnmals "Zwangsarbeit" / Acht Zeitzeugen zu Besuch in Verden

VERDEN (wb) . Im Außenbereich der Berufsbildenden Schulen in Verden-Dauelsen wurde gestern zum 65. Jahrestag der Reichspogromnacht ein alter Güterwaggon als Mahnmal eingeweiht. Zu
diesem Anlass waren auch einige ehemalige Zwangsarbeiter aus Usbekistan, der Ukraine, Belgien und Polen nach Verden gereist.
Zufällig hatte Joachim Wook, Vorsitzender des Fördervereins Regionalgeschichte des Landkreises Verden 1933-1945, vor eineinhalb Jahren einen alten Reichsbahn-Güterwaggon in Wurzen bei Dresden entdeckt. Nachdem drei Schüler ihn instandgesetzt hatten, soll er nun als Mahnmal dienen.
Etwa 120 Gäste waren auf das Gelände der Berufsbildenden Schulen gekommen. Schulleiterin Almut Lüpkes begrüßte die Besucher, insbesondere aber acht ehemalige Zwangsarbeiter die für
eine Woche nach Verden gereist sind, um am Schulprojekt "Wir waren in eurem Alter" teilzunehmen und Zeitzeugengespräche mit Schülern zu führen.
Anschließend wurden die Grußworte des Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse verlesen, der aus terminlichen Gründen nicht nach Verden reisen konnte. Er bezeichnet das Gelände der Berufsbildenden Schulen als sehr geeigneten Ort: "Nicht, weil die junge Generation verantwortlich wäre für das, was damals geschah. Aber weil sie verantwortlich dafür ist, was in ihrer Lebenszeit
daraus wird." Für die sichtlich bewegten Gäste aus Usbekistan und der Ukraine wurden die Worte von Martin Schuischel parallel ins Russische übersetzt.

Die ehemaligen Zwangsarbeiter

Joachim Woock (Vierter von rechts) mit ehemaligen Zwangsarbeitern vor dem Mahnmal.
Photo: Bruns

Im Namen des Landkreises betonte Landrat Hans-Jürgen Wächter: "Sich dieser Geschichte bewusst sein, heißt, sich mit den schweren Zeiten deutscher Geschichte auseinander zu setzen und andererseits Brücken zu bauen, um den Weg für Verständlichkeit und Mitmenschlichkeit zu ebnen."
Joachim Woock ging nach einem szenischen Spiel von acht Schülern auf die Bedeutung des Mahnmals und die Geschehnisse vor 65 Jahren ein: "Meine Vision ist nun Realität geworden." Dafür danke er nicht nur seiner Frau, sondern allen, die ihm dabei geholfen hätten.
Der Belgier Gerard Rutsaert und der Ukrainer Zinovij Postoljan brachten in sehr persönlichen Worten zum Ausdruck, was sie damals erlebten und was sie heute empfinden. Sehr bewegend
äußerte Rutsaert seine Dankbarkeit darüber, dass sich die Deutschen noch erinnern und hätte am liebsten jedem einzeln dafür die Hand gedrückt.
Zum Ende der Veranstaltung wurde das Mahnmal offiziell eingeweiht. Zahlreiche Gäste kamen dem Wunsch der Veranstalter nach und legten Blumen in die offene Wagentür des Waggons.

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