Aus dem Achimer Kreisblatt vom 17. April 2004:

Abzeichen und Figuren des Winterhilfswerks
Die Achimer Geschichtswerkstatt bietet am Sonntagvormittag des 9. Mai im Haus Clüver eine besondere Ausstellung
Von Karlheinz Gerhold

ACHIM . Eine kleine Ausstellung der Geschichtswerkstatt am Sonntag, 9. Mai, von 11 bis 13 Uhr im Haus Clüver zeigt Abzeichen, Plaketten und Sammelfiguren des Winterhilfswerks (WHW) aus den Jahren 1933 bis 1943, die sich allesamt im Besitz von Karl Werner Diers aus Verden befinden.
Das WHW wurde im Dienst der faschistischen Staatsideologie betrieben, die bei Straßensammlungen und Spendenanfragen erzielten Erlöse kamen nur denen zugute, die dem NS-Staat positiv gegenüberstanden. Das WHW sollte als Notmaßnahme ab 1933 schnelle Erfolge
bei der Bekämpfung der Folgen von Arbeitslosigkeit und Armut zeitigen. Es wurde Geld, Lebensmittel, Kleider für Arbeitslose und Hilfsbedürftige gesammelt. Der Spender erhielt dann für seine Teilnahme an der Geld- oder Sachspendenaktion Abzeichen, Anstecker, kleine Figuren und Plaketten, die an heutige Figuren in Überraschungseiern erinnern.
In dem zeitgenössischen Handbuch der "WHW-Abzeichen" aus dem Jahre 1939 heißt es im Geleitwort ganz im Stile der Propaganda des 3. Reichs: "Ein Volk hilft sich selbst! WHW - Ein
Satz und nur drei Buchstaben, aber eine weltumspannende Bedeutung für jeden, der den Sinn des Nationalsozialismus erfasst hat. Für uns Deutsche aber eine große Opfergemeinschaft bis zum letzten Mann!"
In einer Information des Heimatmuseums Nauheim heißt es: "Nach seiner Gründung im September 1933 nahm das WHW als Organisation und im Spendenaufkommen schnell gewaltige
Ausmaße an. Durch die während der Wintermonate angeordneten und in der NS-Propaganda breit dargestellten Haus- und Straßensammlungen sowie nicht zuletzt durch seinen Abzeichenverkauf wurde das WHW zu einer der bekanntesten Erscheinungen im NS-Regime. Etwa 8.000 verschiedene Abzeichen in Millionenauflage wurden von Oktober 1933 bis März 1943 in unterschiedlichsten Ausführungen und Materialien zu den monatlichen Sammlungen und lokalen Anlässen herausgegeben.
Das der Aufsicht des Propagandaministeriums unterstehende WHW erreichte jedoch weitaus höhere Einnahmen durch Sach-, Steuer- und Geldspenden, die von Einzelpersonen, Firmen oder
Verbänden geleistet wurden. Eintopfsonntage, Winterpfennige, Lotterien und Kulturveranstaltungen, die vom Deutschen Roten Kreuz, der Wehrmacht und anderen Organisationen durchgeführt wurden, vervollständigten die von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) angestrebte Mobilisierung der Volksgemeinschaft durch das WHW.
Dienten die Einnahmen in den ersten Jahren noch der Linderung der Not von Arbeits- und Obdachlosen, so schufen sie ab 1936/37 die finanzielle Basis der NS-Volkswohlfahrt, mit der das
WHW organisatorisch und personell eng verflochten war.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Sammelaktionen des in Kriegswinterhilfswerk umbe-
nannten WHW unvermindert fortgesetzt. Der Appell an die Opferbereitschaft erschöpfte sich in den letzten Kriegsjahren jedoch immer mehr; zu viele Spender waren selbst bedürftig geworden. Das Winterhilfswerk war natürlich auch in Achim aktiv. So finden wir im Protokollbuch des Gesangvereins Harmonie Baden den Hinweis, dass die Harmonie am 25. Oktober 1942 für das
WHW eingesetzt wurde.

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