Aus dem Achimer Kreisblatt vom 23. Dezember 2003:

Knochenhändler und Kostgänger
Regina Koppe hat die Ergebnisse der Volkszählung vom 3. Dezember 1852 veröffentlicht
Von Manfred Brodt

ACHIM/MAHNDORF. Sind Sie ein seit Generationen hier verwurzeltes "Nordlicht" oder wollen wissen, wer sich vor über 150 Jahren in ihrem Heimatort getummelt hat, dann sind Sie bei Regina Koppe an der richtigen Stelle. Die 39-Jährige aus Mahndorf hat nämlich aus allen Orten des
Amtes Achim und dem Jahre 1852 die Einwohnerlisten mit Alter, Beruf, Religion und Familienstand veröffentlicht.
Ihre Publikationen für alle Gemeinden des bis 1939 existierenden Altkreises 'Achim von Hemelingen bis Hintzendorf und Hagen, von Clüverdamm bis Cluvenhagen und Daverden basieren
auf der Volkszählung im Königreich Hannover am 3. Dezember 1852. Damals wurden bis Mitternacht des Tages alle sich in den Häusern aufhaltenden Personen aufgesucht und gezählt, neben den Haushaltsvorständen auch Ehefrauen, Kinder, Pflegekinder, Knechte und Mägde. Zwischen Inländern und Ausländern wurde nicht unterschieden. Personen in Gaststätten sollten eigentlich nicht mitgezählt werden. Bei Gieschen in Achim geschah es dennoch. So erfährt der
Leser der Achimer Broschüre, dass sich hier am 3. Dezember 1852 ein Galanteriehändler namens Schneider aus Arbergen, also ein mit Schmuck und Edelsteinen handelnder Mensch aufgehalten hatte.

Die Volkszählungsliste für Embsen

Auch in Embsen wurde am 3. Dezember 1852 penibel das Volk gezählt, wie die Repros von Original-Volkszählungslisten zeigen.

Die Listen über die 175 Ämter und 45 Städte des Königsreichs holte sich Regina Koppe aus dem Staatsarchiv Stade. Die Volkszählungslisten enthalten neben Name und Vorname und Hausnummer den Familienstand, das Alter, die Religion und den Beruf des Bewohners. So haben in den Häusern gewohnt Schreiber, Knechte, Mägde, Tagelöhner, Dienstjungen, Obercontroleure,
Hokenhändler, Kammacherinnen, Grützmacher, Steuereinnehmer, Steuerdiener, Wasserbau-Conducteure, Telegraphisten, Häuslinge, Spinnerinnen, Knochenhändler, Gefangene, Kostgängerinnen, Köthner, Kuhlengräber, Branntweinbrenner, Goldarbeiter, Brinkbesitzer, Hilfslehrer, Hausaufseher oder Nachtwächter, um nur einige illustre Berufe zu nennen.
Über 99 Prozent der im Amt Achim lebenden Personen gehörten der Evangelisch Lutherischen Kirche an. Im Amt Achim existierte auch eine Synagogengemeinde mit einem eigenen, 1865
angelegten Friedhof. Zu dieser jüdischen Gemeinde, deren Anfänge in der Mitte des 18. Jahrhunderts liegen, gehörten weiter Mitglieder aus Arbergen und Hemelingen. Am Stichtag, 3. Dezember 1852, waren 38 Bewohner des Amtes Achim jüdischen Glaubens. Weder die wenigen Reformierten noch die vereinzelten Katholiken besaßen im Amt Achim ihre eigenen Gemeinden.
Besonderheiten des Amtes Achim waren auch das Oyter Königsmoor und das Hellweger Moor mit ihren Moorkolonien von Oyter-, Clüver- und Meyerdamm bis Grasdorf, Giers-, Schanzendorf und Posthausen.
In der Edition hist.de Bremen und über Regina Koppe (Schanzendorfer Str. 9, 28307 Bremen) sind die einzelnen Bände für 12 bis 14 EUR zu bekommen.
Regina Koppe wandelt damit "auf den Spuren" ihres Mannes Jens Müller-Koppe, der schon länger auf Wunsch die Familiengeschichte von Auswanderern in den USA oder Australien rekonstruiert.

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