Zur Geschichte des Dorfes Baden

zusammengestellt von

Karlheinz Gerhold

Die ganze Geschichte können wir nicht erzählen, deshalb lassen wir die Autoren aus alter Zeit sprechen:
Zu nennen ist August Freudenthal, der im Jahre 1891 in seinen "Heidefahrten II" die Dünenlandschaft und die Siedlung an der Weser beschrieb, außerdem die Badener Gebrüder Brüne und Dietrich Westermann. In ihrem 1941 erschienenen "Wörterbuch des Dorfes Baden (Kreis Verden, Bääuger Platt)", das sich mit dem im Orte gesprochenen Plattdeutsch befasst, gingen sie auf die Geschichte des Ortes ein:

"Baden gehört zum Kreise Verden an der Aller. Es liegt in der Mitte zwischen den beiden alten Städten Bremen und Verden am rechten Weserufer. Sein Gebiet gliedert sich landschaftlich von Süden nach Norden in mehrere deutlich unterschiedliche Streifen, die sich etwa vier Kilometer lang von Osten nach Westen erstrecken. Im Süden dehnt sich zu beiden Seiten der Weser und ihres Nebenflusses, der Alten Aller, der fruchtbare Marschstreifen, der die Zucht und Haltung schweren Rindviehs und des edlen hannoverschen Pferdes ermöglicht. Durch die Vertiefung des Weserbettes ist der Grundwasserspiegel ständig gesunken, die früher regelmäßigen Überschwemmungen sind selten geworden. Der im Zuge der Mittelweser-Kanalisierung begonnene Bau der Staustufe Langwedel, die bei der Mündung der Alten Aller in die Weser führt, sowie die Begradigung der Alten Aller werden nach ihrer Fertigstellung das Gesicht der Badener Marsch deutlich verändern.
Der Marschstreifen reicht nördlich bis an den Fuß der am rechten Aller- und Weserufer sich hinziehenden Endmoräne, die in den bekannten und viel besuchten Badener Bergen unmittelbar am Weserufer eine durchschnittliche Höhe von 30 Metern erreicht. Auf dem Rande dieses Höhenzuges verläuft die in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstandene Landstraße Bremen - Braunschweig. Diese brachte dem Dorf nach langen Jahren recht ärmlicher Verhältnisse eine erste wirtschaftliche Blüte, denn sie ermöglichte in ganz anderer Weise als bisher den Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Gleiches gilt für den in den Jahren 1854 - 1857 erfolgten Bau der Eisenbahnlinie Bremen-Hannover, die vielen Bewohnern des Dorfes neue Verdienstmöglichkeiten gab.
Zwischen Bahn und Landstraße liegt der etwa drei Kilometer lange Dorfstreifen. Nördlich der Bahn beginnt der breite Ackerstreifen, zum größeren Teil weicher, wenig fruchtbarer Geestboden, dem aber zäher niedersächsischer Bauernfleiß gute Erträge abzuringen weiß. An die Ackerflur schließt sich der Heide- und Waldstreifen, in dem aber die Heideflächen neuerdings fast ganz in Ackerland umgewandelt oder mit Föhren aufgeforstet sind. Die Wälder bergen einen guten Bestand an Rehen.
Den letzten Streifen der Dorfmark bildet das Moor; ehemals öd und einsam, ist es seit dem Weltkrieg bis auf die zur Torfgewinnung benötigten Flächen in Kulturland umgewandelt. Hier entstand während des Weltkrieges die blühende, auf mehr als 50 Wohnhäuser angewachsene Neusiedlung Badenermoor.
Der geschichtlichen Entstehung nach gliedert sich das Dorf von Osten nach Westen in die Ortsteile Rüschbaden, Holzbaden, Wasserbaden und die Schneiderburg, von denen die drei erstgenannten sich um die drei adeligen Güter bildeten, die die ersten Siedlungen des Dorfes waren. An das Gut Rüschbaden, das den Namen wohl von den hier wachsenden Binsen (plattdeutsch: Rüsch) erhielt, erinnert das Gehöft "ubbm Rüsch". Holzbaden (Hollbaoen) war das größte und bedeutendste der Güter, was von ihm übrig geblieben ist, hieß noch in unserer Kindheit "de Hoff". Der Name Holzbaden besagt, dass in früherer Zeit der Wald bis an diesen Dorfteil ragte. Darauf weist auch der Flurname "Laohoff" hin. Hier lagen früher mehrere Bauernhöfe, deren Bewohner später wegen des feuchten Grundes in dem höher gelegenen sandigen Teil von Wasserbaden sich anbauten. Von Gut Wasserbaden (Wasserbaoen), benannt nach der Lage nahe der Einmündung der Alten Aller in die Weser, ist nichts mehr erhalten. Das Gutshaus lag auf der Höhe, die jetzt der "Tietjenbar" heißt. Am westlichen Ausgang des Dorfes entstand in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts durch Ansiedlung ausgedienter Soldaten der Befreiungskriege die Schneiderburg (Sniderborg). Hier liegt, unmittelbar an der Weser und steil zu ihr abfallend, die sagenreiche Hünenburg (Hümborg).
Vor einem Menschenalter war Baden noch ein bäuerliches Gemeinwesen mit rein evangelischer und gut kirchlicher Bevölkerung, während die Neuzeit durch ihren Verkehr und den Zuzug Fremder viele Veränderungen gebracht hat. Auf den Badener Bergen, deren schöne Terrassen-Anlagen die hannoversche Regierung um 1820 errichten ließ, haben sich, angezogen durch die herrliche Lage am hohen Weserufer und den wunderbaren Fernblick über die Marsch, zahlreiche Bremer angebaut. Zwischen Wasserbaden und der Bahn entstand ein ganz neuer Ortsteil, da hier seit der Errichtung der Eisenbahn-Haltestelle im Jahre 1899 viele Arbeiter ansiedelten, die in Bremen Beschäftigung finden. An schönen Sommertagen bringen Eisenbahn und Dampfschiff große Scharen von Ausflüglern aus Bremen. Infolge dieser Entwicklung hat sich in den letzten Jahrzehnten die Einwohnerzahl verdoppelt und bald das zweite Tausend erreicht.
Baden hat ein Alter von wenigstens tausend Jahren. Schon um das Jahr Tausend befand sich hier die alte königliche Hofstätte Bodegen oder Badensen; eine noch ältere Form des Namens ist Botegun, eine jüngere Badingen."


Die Geschichte des Dorfes Baden im Überblick

Zur Einstimmung in die Geschichte Badens beginnen wir mit dem Abdruck einer von Lehrer Behrens im Jahre 1954 in der Sprache der damaligen Zeit erstellten kleinen Chronik, die uns von der Grundschule Baden dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurde.

"Die Gemeinde gehört zum Kreis Verden/Aller, etwa 12 km nördlich der Kreisstadt Verden, am rechten (nördlichen) Weserufer gelegen. Ihre geografische Lage ist nach der im Jahre 1889 durchgeführten Landesaufnahme: 53° 0` 0" nördl. Breite, 9° 5` 0" östl. Länge von Greenwich. Die Ost-Westausdehnung beträgt etwa 3 km, die von Süden nach Norden 6 km. Während der südliche Teil der Gemarkung, zwischen Weser und Alter Aller, fruchtbarer Marschboden ist, erstreckt sich nördlich davon die Geest, die ihre höchste Erhebung in dem fast 48 m hohen Schraderberg hat. Den nördlichsten Teil der Dorfmark nimmt das etwa 250 ha große Badener Moor ein.

I.
Baden ist eine der ältesten Siedlungen im Bereich des früheren Gohgerichtes Achim. Schon vor 1000 Jahren befand sich hier die königliche Hofstätte Botegun.

1013
Adam von Bremen erwähnt die Hofstelle Botegun für das Jahr 1013 in seiner 1072 erschienenen Kirchengeschichte Bremens.

1168
Graf Gunzelin I. erhält 1168 von Heinrich dem Löwen den Auftrag, mit einem Heer gegen den Erzbischof von Bremen zu ziehen. Nach erfolgreicher Durchführung dieser Aufgabe wird der Graf von Schwerin mit mehreren Gütern im Erzstift Bremen belehnt, darunter auch das Lehnsgut Bodegen.

1250
Im Jahre 1250 wird ein Bernhard von Baden als Lehnsmann der Grafen von Schwerin erwähnt. In einer Lehnsrolle der Grafen von Schwerin aus der Zeit von 1294 bis 1299 wird neben dem "von Baden" auch ein Johann von Weyhe genannt, der als Lehnsmann des Stiftes Bremen Besitzungen in Embsen, Leslem (Lessel) und Badensen - hier die Curiam cum omnibus attinentiis- hatte.

1349
Durch die Heirat der Gräfin Marianne von Schwerin mit Nicolaus von Baden (1349) gelangte die Besitzung Baden, bestehend aus den drei Einzelgütern Wasserbaden, Holzbaden und Rüschbaden, in den endgültigen Besitz derer von Baden.

1358
Die im Erzstift Bremen gelegenen Besitzungen der Grafen von Schwerin werden bis auf das Gut Badensen an den Herzog von Mecklenburg verkauft.

1552
1552 befindet sich Baden im Besitz der Clüver (Clüverwerdersche Linie).

1626
Baden wurde auch von den Wirren des 30-jährigen Krieges schwer heimgesucht. Im Pfarrarchiv der Kirche zu Achim befinden sich darüber folgende Aufzeichnungen: 1626 sind in Baden vorhanden: 13 bebaute und 2 wüste Baustellen, 20 bebaute und 2 wüste Kötnerstellen.

1632
Im Jahre 1632 werden nur noch 4 Baustellen und 3 Kötnerstellen bewohnt.

1670
Julius von der Lieth heiratet eine geborene Clüver, Tochter des letzten Erbherrn von Lessel, Baden und Embsen, und kommt somit im Jahre1670 in den Besitz von Wasserbaden. Im gleichen Jahr wird als Lehrer der Schule Baden der Schulhalter Nicolaus Thran genannt.

1700
Um 1700 ist das Gut Holzbaden im Besitz eines Levin Wilhelm von Hodenberg, gehörte um 1772 dem Rittmeister von Heimburg, kam später an die Familie von Plate und durch Erbschaft an die von der Decken. Da das Gut stark verschuldet war, gelangte es gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Bremer Kaufmanns von Düring. Das heutige Restgut besitzt noch ca. 20 ha (1954, die Red.).

1750
Wasserbaden ist um 1750 im Besitz der Herren von Klencke auf Oenigstedt und des Leutnants von Plate. Auch dieses Gut wurde durch Verkauf aufgeteilt.

1763
Baden erhält ein neues Schulgebäude.
Ruschbaden war 1772 im Besitz des Hofgerichtsassessors von Düring, kam 1850 an den Minister von der Wisch, gelangte durch Erbschaft an den Oberstleutnant von Heimburg und von diesem an die Grafen Reventlow, die das Gut 1931/32 vereinzelten.

1820
Die Landstraße Bremen-Verden, die durch unsern Ort führt, wird 1820 gepflastert.

1828/36
Findet die Abtragung des rechten Weserufers statt. Der Uferhang wird terrassenförmig angelegt.

1845/47
Von 1845 bis 1847 erfolgte der Bau der Eisenbahnlinie Hannover-Bremen.

1856
Die Gemeinde errichtet ein neues größeres Schulgebäude (zweiklassig).

1885
Nach der im Jahre 1885 durchgeführten Volkszählung hat Baden 897 Einwohner, 152 Wohngebäude, 170 Familien.

1890
Umbau des Schulgebäudes in 3 Klassen.
Die landwirtschaftlichen Betriebe setzen sich zusammen aus: 1 Rittergut, 12 Bauleuten, 21 Kötnern und 117 Anbauern.

1899
Baden erhält am 1. Juli 1899 einen Eisenbahnhaltepunkt.

1912
Die Einweihung eines zweiten neuen Schulgebäudes findet am 23.4.1912 statt.

1931
Die Kirchengemeinde Achim-Baden errichtet in Baden eine neue Kirche. Mit der Einweihung erfolgt auch die Einsegnung des gemeindeeigenen Friedhofes.

1942
Durch Brandbombenabwurf feindlicher Flugzeuge gehen in der Nacht vom 25. auf den 26.6.1942 6 Wohngebäude in Flammen auf.

1945
Bei den Kämpfen um Baden werden am 21.4.1945 13 Wohnhäuser und 6 Ställe durch Granatbeschuss und Flammenwerfer völlig zerstört. Eine hiesige Einwohnerin und ein Einwohner werden durch Granatbeschuss verwundet und erliegen bald den Verwundungen. Ein Flüchtling wird beim Verlassen eines brennenden Hauses getötet. 34 gefallene deutsche Soldaten wurden auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.

1950
Die Kirchengemeinde Achim-Baden errichtet "im kleinen Feld" der Landstraße ein Pfarrhaus.

1953
Mit dem am 14.4.1953 eingeweihten Schulerweiterungsbau besitzt die Schule nun sieben Klassenräume.

1972
Baden wird im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform zusammen mit Uesen, Embsen, Bollen, Bierden, Uphusen und Achim zur neuen Stadt Achim fusioniert.

2009
Erste Vorbereitungen der großen 1000-Jahr-Feier 2013 laufen an.


Alte Namensformen
1012:
Botegun, Bodegun
1186-1230: Bodegen (Bodynghen, Badynghen)
1294: Badensen
1358: Baden

mundartliche Form: Baoen
Einwohner werden mundartlich "Bääuger" genannt.


Flurnamen
Auf dem schwarzen Acker, Backofenfeld, Badenerfinien, Auf dem Beetz, Böhlt, Born, Brook, Brookwisch, Brookwischberg, Bult, Dahlbult, Dahlbusch, Im Dorfe, Drackenberg, Auf dem dicken Ernst, Fahlenkamp, Im kleinen Feld, Finbusch, Gänseort, Grundland, Haferdreh, Vorm Haferdreh, Hedbrink, Heinkämpen, Horn, Hünenburg, Im großen Kamp, Kötnerbusch, Kötnerhöfe, Kötnerkamp, Im kleinen Kötnermoor, Kötnerweide, Auf der Laake, Lintfeld, Lintfeldsmoor, Lohhof, Maikämpe, Im großen Moor, Meßterfeld, Meßwinkel, Nathenwisch, Neues Land, Nordhornsberg, Vor dem Nordhornsberg, Rucksort, Rodenhex, In den Sandbergen, Scheefmoor, Schneiderburg, Schraderberg, Im langen See, Sonnenberg, Streek, Streitmoor, Swienewiede, Tietjenbarg, Uferberg, Auf dem hohen Ufer, Verdener Berg, Weidekämpe, Wetzstein, Weserberg, Auf dem Wiede, Vor dem Wiede, Die Wiesen, Wittmoor, Zuwachs, Vor dem Zuwachs.

(zusammengestellt von Karlheinz Gerhold, 1. Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Achim e.V.)

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